Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 14. November 1942

O. U. den 14. Nov. 1942

Liebe Mutter.

Heute Samstag habe ich wieder Zeit und Gelegenheit mit Dir zu plaudern denn ich habe Dienst, d. h. ich muss in Nähe des Fernsprechers bleiben ich sitze hier im Geschäftszimmer und denke an Dich und an zu Hause. Mein letzter Brief hätte ungeschrieben bleiben sollen, man soll Alles vorher überschlafen, ich war aber auch wirklich in Harnisch, darum musst Du mir verzeihen. Heute ist Sonnenschein und auch bei mir hat sich das Wetter gebessert. Es hat so kommen sollen, wer weiss wofür es gut ist. Ich bin guter Dinge und die laufenden Sondermeldungen stimmen einen direkt froh. Gesund und frisch fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser, ich esse täglich Obst, Birnen gibt es reichlich allerdings sind sie teuer, doch man tut was für die Gesundheit. Ich schicke Dir heute eine Kleinigkeit und hoffe Dir damit eine Freude zu machen. Es ist nicht viel, aber wie gesagt hier sind die Preise märchenhaft hoch. Die Natur draussen wird allmählich weihnachtlich, morgends liegt dicker Bodennebel über dem weiten Land, grau ist der Himmel den ganzen Tag über. Jetzt denkt man häufiger an Kindertage, an die schöne Adventszeit. Ja, ich kann mich an die abendlichen Heimfahrten nach Eschweiler erinnern, auch an das von Dir geschilderte Bild des Kirchhofs von Merode. Manch schöne Erinnerung an die vorweihnachtliche Zeit haben wir gemeinsam, auch der N.D. hat mir manche schöne Stunde geschenkt. Und das Alles verdanke ich Deinem Opfer und Deinem Fleiss. Aus diesen Gedanken heraus hatte ich auch diesen Versuch zum Studium zu kommen gemacht um Dir nun endlich einmal zu danken. Nun muss ich mich wieder gedulden und den Herrgott bitten, dass ich später einmal den Dank abstatten kann. Morgen werde ich wieder den Gottesdienst besuchen können, auch hier im Dorf ist eine neue Kirche. Vielleicht besuche ich morgen meine alten Quartierleute. Was unternimmst Du nun an diesen dunklen Sonntagen?

Wie sieht es mit dem Zahnersatz aus? Mit Sehnsucht warte ich auf einen Brief.

Ich schliesse mit vielen guten Wünschen und herzlichen Grüssen.
Dein grosser Junge.