Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. Dezember 1940

O. U. den 6.XII.40

Meine liebe Mutter.

Nun ist doch, selbst hier oben in Norwegen der Nikolaus zu mir gekommen. Gestern Abend kam Dein feines, mit gutem Geschmack zusammengstelltes Päckchen an. Dafür und besonders für Deine lieben Zeilen hab meinen herzlichen Dank. Du siehst, die Post hatte es zeitig zugestellt. Der kleine Weihnachtsengel ist nun der erste Schmuck meiner neuen Stube. Das Quartett ist sehr schön, es gefällt mir ausgezeichnet. Es sind sehr feine Wiedergaben großer Meister. Nochmals vielen Dank!

Froh beim Lesen bin ich geworden als ich sah, daß Du Dich auf mein Kommen freust. Auch ich freue mich riesig Dich wiederzusehen und wieder einmal sagen zu können, ich bin Daheim.

Ja, wir haben abends und nachts Ruhe, und ich denke und glaube bestimmt, daß es 1. der letzte Kriegswinter ist und 2., daß er nicht mehr lange dauert. Mut, Mütterlein! Ich bin froh und in guter Stimmung. Seit vorgestern schneit es unaufhörlich. Weihnachtlich wird einem zumute, wenn man die Winterpracht bewundert. So wünschen sich deutsche Kinder das Nikolausfest. Unsere Baracken sind schön gelegen. Ich denke, ich kann Dir auch einmal davon Bilder

schicken. Heute sende ich Dir eines vom norwegischen Winter! Und nun Schluß. Heute Abend mehr.

Herzlichst grüßt und küßt Dich mit den besten Wünschen für Dein Wohlergehen
Dein großer Junge.