Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 12. Oktober 1942

Köln-Dellbrück, 12.10.42

Mein lieber, lieber Junge!

Nun bin ich aber so froh, daß ich Dir schreiben kann. Ich lege den Brief ins Paket, da ist er schneller da. Ja, was sind das für Neuigkeiten! Mein Kind, ich habe mit Dir gefühlt, als ich hörte Du müßtest fort von Norwegen. Wo man so zwei Jahre gewesen ist, da fühlt man sich fast daheim. Und so liebe Menschen hast Du da kennen gelernt, Kameraden sowohl als auch Einheimische. Ja, was wird Siv sagen + Gerd + Fr. Lindh. Hast Du allen geschrieben? Aber, vielleicht kommst Du wieder hin? Allerdings so recht glaube ich nicht daran; ich glaube, es geht nach Rußland! Weißt Du noch nichts? Ja, so ist das Soldatenleben. Du kannst Dir denken,

daß ich nun mit Spannung auf das Resultat warte. Wo Du von Pferden u.s.w. schreibst, bleibst Du doch wohl bei Deiner Waffe. Das wäre schon ein Glück! Mein Junge, ich habe Dich so dem lieben Gott anempfohlen, wenn es uns auch schwer wird, wir wollen sagen: „Wie Gott will, in seiner Hand liegt unser Los!“ Ich bin jetzt auch etwas ruhiger geworden. Ich erhielt noch einen Brief aus N. wo Du noch allerlei erzähltest von dort, dann kam der Brief, der Deine Versetzung meldete + einer aus Bergen b. Celle. Heute kam ein Brief aus Oslo + einer aus Bergen. Eigenartig daß Du auch in Bergen bist!!! Ich hoffe doch, daß Du ehe Du fortkommst, mal schnell hierher kommst. Wo bleiben nun die Briefe + Päckchen, die ich nach N. schickte? Wissen Sie dort Deine Anschrift? Schade, ich hatte Dir ein Päckchen mit schönen Birnen geschickt, (das hättest Du allerdings schon haben müssen),

+ eins mit etwas Obst + Gebäck! Und in meinen Briefen hatte ich gedankt für einmal 6 Päckchen Heringe, dann nochmal 1 Päckch. Heringe, 1 P. Lachs. Dann kamen 5 Bücher an, 3 v. Pegel, den Dante [..] + Lisbeth nach Thule. Auch med. Wochenschriften. –

Nun kam heute die Uniform an. Ich habe mal nachgesehen, ausgepackt habe ich nicht! Schön gearbeitet ist sie, wenn sie nun sitzt! Ich glaube, H. Schulz hätte sie nicht so gearbeitet. Ich habe sie soeben verpackt + beschriftet + will sie morgen zur Post geben. Auch ein Päckchen Obst geht ab. Hoffentlich kommt alles gut an!

Mein Kind Du schreibst, es gehe Dir gut! Nun bist Du schon über 8 Tage hier in der Heimat. Wie ist die Verpflegung? Die Unterkunft? Nun mußt Du Dich umgewöhnen auch in Bezug auf das Klima. Hast Du alle Deine Sachen mitnehmen können? Deine Wäsche, Deine Skier? Das war wohl ein großer Umzug? Zieh Dich nur jetzt schon etwas wärmer an. Hast Du die Leibbinden

noch? Dein Gesuch um Studienurlaub liegt wohl in Norwegen? Das gibt wohl nichts? Ich bin auf weitere Nachricht gespannt! – Also mein Junge, Mutter wünscht Dir von Herzen alles Gute!

Ich grüße + küsse Dich recht, recht herzlich + hoffe auf ein baldiges Wiedersehen!
Mutter!

Heinrichs Adr. lautet
Gefr. H. R.
Reserve-Lazarett II
Dresden
Holzhofergasse

Über sein Befinden siehe Joh. Brief. Sonst hier in D. alles beim Alten!

Die Rechnung von der Uniform ist noch nicht da. Heute erhielt ich eine Karte von H. Lischewski. Er ist Wachtm. liegt in Berlin im Lazarett. Näheres weiß ich noch nicht. Nochmals Gruß
Mutter.