Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 22. Oktober 1942

O.-U. den 22.10.42

Liebes Mütterchen!

Der Koffer war schon gepackt, Urlaubsschein und Fahrschein in der Tasche, Verpflegungsgeld und Marken für 3 Tage, Freitag, Samstag u. Sonntag empfangen, da rief der Rgt’s Kommandeur selbst an, daß ich heute nicht fahren könnte, ich müsse mich bis nächste Woche gedulden. So packe ich wieder aus und muß meine Vorfreude begraben. Hoffentlich kann ich nun nächste Woche fahren, er hat mir versprochen, daß ich zusätzlich einen Tag noch dazu bekäme. Trotzdem habe ich heute einen frohen Tag. Der Rgt’s Kommandeur befürwortet mein Versetzungsgesuch an die Berliner Akademie. Morgen liegt es zur Einsicht beim Div. Arzt, einem Oberstarzt Dr. Cupier, derselbe gibt es dann weiter zum Korpsarzt und dann be-

kommt es das Personalamt. Ich bin auf den Ausgang gespannt. Sei bitte nicht traurig und freue Dich wie ich es tue auf die nächste Woche. Sonst Alles klar und beim Alten!

Wie geht’s zu Hause, was machen die Zähne? Haben Ermerts einmal vom Radio gesprochen?

Ich war gestern im Kino und habe den großen König gesehen. Morgen wird Rembrandt gegeben, auch diesen Film will ich mir ansehen. Am Montag war ich in einem Kammerkonzert, das ein kleiner Künstlerkreis im Zelttheater gab. Es war eine feine, besinnliche Stunde.

Ich grüße und küsse Dich mit meinem besten Wunsch für Deine Gesundheit.
Dein großer Junge.