Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 31. Juli 1940

Köln-Dellbrück, 31. Juli 40.

Mein lieber, lieber Junge!

Herzlichen Dank für Deine liebe, schöne Karte vom 20.7. und Deinen lieben Brief vom 21.7. Ich habe mich darüber sehr gefreut, da ich wieder einige Tage auf Post gewartet habe. Aber, vielleicht hast Du jetzt auch nicht viel Zeit zum Schreiben. Ich freue mich, daß Du im Lehrgang bist! Hoffentlich klappt es. Auch darüber freue ich mich, daß Du gesund + froh bist, und Post von Margret hast! Was schreibt sie denn, daß Du dort bist? Heute Nacht war im Luftschutzkeller ein Soldat, der in Urlaub war aus Norwegen. Er war zuerst mit da gewesen + erzählte allerlei. Nun will ich Dir mal erzählen. Also, meinen Namenstag habe ich ziemlich einsam verlebt. Alle waren in Iddelsfeld, wo es hoch her ging. Frau Grauren hatte allerlei gespendet! Am Sonntag war ich mit T. Stina + O. Ar. in Honnef, zur Taufe des kleinen Fritz. Ein nettes Kerlchen, aber winzig. Solch ein kleines habe ich noch nicht gesehen, 5 Pfd. Berta ist stolz. Am Freitag kommt sie nach Köln, sie möchte gerne länger dort bleiben,

aber es ist kein Platz! So geht sie noch einige Wochen nach Köln, bevor sie nach Hause kommt! Sie bekommt allerlei Geld. Das war das Wichtigste bei T. Stina. Es war leider kein schönes Wetter am Sonntag sodaß ich nicht viel von Honnef gesehen habe. Überhaupt das Wetter. Jeden Tag regnet es, alles fault, es ist traurig. Die Sonne kennt man nicht mehr. Immer ist es trübe + dunkel wie im Herbst! Hoffentlich wird der August etwas besser. Am Montag war der Herr Lichewski hier. Er war auf dem Wege zu seiner Batterie nach Frankreich! Er hat mir von Hause erzählt + von seinem Mädel. Schöne Aufnahme hatte er. Sehr schlecht sah er aus. Frau Esser schrieb mir auch, Karl ist in Frankreich! Auch Frl. Marga schrieb, sie hat etwas Heimweh nach Köln! In der Familie ist sonst alles beim Alten. Heinrich ist noch hier. Ich seh ihn garnicht. Nur Hanni hat mich zum Namenstag gratuliert, sonst war keiner von oben hier. Willi ist auf Fahrt; zehn Tage mit dem Rad, mit einigen Kameraden. Heute war Frau Plantz da, sie ist noch die Alte! Mir geht es soweit noch gut! Nur Schlaf fehlt uns.

Nun Rudolf, weiter viel Glück + Gesundheit. Ich denke an Dich und sende Dir tausend liebe Grüße und einen Kuß
D. Mutter.