Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. August 1942

Köln-Dellbrück, 17.8.42.

Mein lieber Junge!

Ich sende Dir einen lieben + herzlichen Gruß, der Dir sagen soll, daß ich wieder wohlauf bin. Ich dachte, ich wäre ernstlich krank geworden, so hatte ich Schmerzen + Beklemmung in der Brust + Frieren + des Nachts fürchterliches Schwitzen, sodaß ich mich ein paarmal umziehen mußte. Nun habe ich mich bei dem Schönen in der Sonne braten lassen, da ist alles los geworfen auf der Brust! Weißt Du, ich habe immer so Angst, daß ich krank würde + dann so allein bin, und dann die Flieger des Nachts. Samstag Nacht sind wieder allerlei Bomben gefallen in Nippes, Bickendorf, Ossendorf. Vorige Woche beim Tagesalarm in Poll sind in einer Familie 6 Tote, heute stehen sie in der Zeitung. Die Engländer sind am Tage meist da, ehe der Alarm da ist, das ist unheimlich! Ob wir das alles überleben?

Deinen lieben Brief + Gruß vom 8.8. erhielt ich mit vielem Dank! Du fragst nach meiner Arbeit. Jetzt nähe ich Unterhosen, eine schwierige Sache, das geht sehr langsam. jetzt sind Jansens wieder da, da bin ich wieder ganz zu Hause! Jetzt ist schönes Wetter, die Bauern sind fleißig in der Ernte. Hafer wird schon geschnitten. Auch hier war der Sommer mäßig,

trotzdem war die Frucht gut gefüllt, auch Kartoffel sind gut, ebenso Gemüse. Obst, außer Äpfel gibt es ziemlich. Hoffentlich bekomme ich tüchtig, wenn Du hier bist! Und Tomaten!!! Also auch ihr sorgt schon für den Winter. Ja man muß sorgen. Auch ich habe schon allerlei, na, Du wirst ja sehen und probieren. Nun ist der August schon halb, dann rückt die Zeit immer näher. Laß mich jetzt schließen, ich will früh schlafen gehen, nachher muß ich doch sicher wieder raus.

Also mein Junge ich wünsche Dir alles Gute + weiter Gesundheit + Frohsinn. Sei auf das Herzlichste gegrüßt + geküsst von
Deiner
Dich l. Mutter.