Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 21. September 1942

Köln-Dellbrück, 21. Sept. 42.

Mein lieber Rudolf!

Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief vom 13.9. den ich gestern erhielt! Ich kann mir denken, daß Du jetzt sehr viel Arbeit hast, aber so viel ich Dich kenne, macht Dir diese Arbeit, + die damit verbundene Verantwortung + Selbstständigkeit Freude. Bleibe nur gesund bei dem scheußlichen Wetter, das Ihr dort habt. Hier ist es wieder schön geworden, die Sonne scheint wieder. Gestern am Sonntag war Oma mit den Kleinen hier + Elli. Wir waren ein Stündchen aus nach Schlodderdich. Johanna ist wieder nach Dresden. Eine Bekannte hatte geschrieben, sie solle sofort kommen, Heinr. sei sehr schwach + er habe Heimweh! Inzwischen kam ein Brief von einem Kamerad, daß es etwas besser sei, das Fieber gehe herunter + er äße auch wieder etwas. Hoffentlich war das die letzte

Operation. Klein Fritzchen hat eine Blutvergiftung am linken Arm durch einen Wespenstich. Händchen + Arm sind unförmig dick. Gestern konstatierte der Arzt daß die Gefahr vorüber sei. Er hatte sofort eine Spritze bekommen, (Gegengift). Er, der Kleine hatte eine Wespe im Händchen gedrückt. Der arme kleine Kerl. Sonst gibt es nichts Neues hier. Ich lege die Notiz von H. Ermert bei, die ich letzthin vergaß. Auch die Karte von Frau Plantz. Die hat aber in diesem Sommer ausgiebig sich gepflegt. Sie müssen doch noch Geld haben. 6 Wochen war sie am Rhein, 14 Tage in München, 14 Tage in Wörishofen, + nun fast 3 Wochen in Thüringen. Das kostet doch allerlei. – Hast Du noch mal was aus Gol gehört? Wie geht es dort? Und in Bergen?

Für heute Schluß. Ich wünsche Dir alles Gute und bin mit herzlichem Gruß + Kuß
Deine Mutter.