Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 31. Januar 1941

Berg.-Gladbach, 31.1.41.

Mein lieber Rudolf!

Nun sind seit meinem letzten Schreiben 2 Tage herum, und noch immer bin ich ohne Nachricht. Was ist denn nur los? Ich bin sehr beunruhigt. Allein an der Post liegt es nicht, denn Bekannte bekommen doch Post aus Norwegen. Ich vermute, daß Du krank bist. Oder hast Du vielleicht mit Deinen Schneeschuhen einen Unfall gehabt? Allerlei Gedanken mache ich mir. Und ich muß untätig sein und abwarten. Das ist bitter. Ich kann nur für Dich beten und den Herrgott bitten, daß er Dir hilft. Oder gibt es nichts mit Deinem Urlaub? Der Januar ist nun herum, also, muß ich mich auf den Februar vertrösten. Mein Junge, alles, alles Gute! --

Heute Mittag war ich bei Tante Fina, gestern hat Berta ihr den kleinen Fritz gebracht! Ich hatte ihn seit ein paar Monaten nicht gesehen. Er hat sich ganz gut gemacht, obwohl er natürlich ein kleines Kerlchen ist. Aber er hat so kluge, große dunkle Augen. Er ist ein nettes Kerlchen. Eigenartig, die Kleinsten hat man immer am liebsten. Alle waren um ihn, Oma, T. Fina, Elli + ich. Ich glaube, er wird dort verwöhnt werden, und er hat es gut, besser als im Kinderheim.

Es ist doch schön für eine Frau, wenn sie mehrere Kinder hat. –

Nun Rudolf weiß ich Dir nichts mehr zu berichten. Ich hoffe auf baldige Nachricht. Viele liebe Grüße + einen festen Kuß sendet Dir
Deine Mutter.