Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 6. Novmber 1942

Köln-Dellbrück, 6.11.42

Mein lieber Junge!

Ich erhielt Deinen lieben Brief vom 31.10. mit bestem Dank. Da bist Du nun also am neuen Bestimmungsort. Ich bin gespannt auf Deinen nächsten Brief, der mir sicher berichtet, wie es dort ist, und wie es Dir gefällt. Fein, daß Du bald Urlaub haben sollst, wenn es auch nur ein paar Tage sind. Die Reise ist ja auch kurz, wie Du schreibst! Im Winter ist das ja auch angenehm. Also jetzt hast Du wieder ein Pferd, das freut Dich wohl? Und Dein Gesuch ist bereits unterwegs! Ich bin ja neugierig, möchte fast annehmen, daß Du Erfolg hast! Ich habe mich nun auch darin hineingedacht + bin zufrieden. Wenn es Dir nur gefällt, das ist die Hauptsache. Sicher bekommst Du bald Bescheid! Ich wünsche Dir alles Gute! –

Hier ist alles beim Alten. Ich bin gesund. Gestern war ich nochmal zum Zahnarzt. Ich werde noch lange Geduld haben müssen. Ich habe zwar ein bischen aufgemuckt, aber das hilft ja nichts. Es sind kaum noch Techniker da. Von Heinrich kommt zufrieden stellende Nachricht, es geht langsam besser. Gerhard ist wieder abgereist, ich habe ihn nicht gesehen. Etwas zum Rauchen hatte ich zu Anni gebracht. Bei Schlössers alles beim Alten, O. Martin will in der nächsten Zeit kommen mit Familie. Männa ist noch in Dessau. Gestern war ich mal in der Stadt, bei Tülmann, Kunstwerkstätten u.s.w. wollte mal sehen für Weihnachten. Nichts ist zu haben! Nicht für 5 Pfg. Spielsachen gibt’s, ein Teil auf Kinderkarten. Man wird nichts schenken können, nur die Geschäftsleute, oder die im Geschäft sind. Fr. Jansen hat schon allerlei gekauft! Na, egal, dann nicht! Nun hoffe ich recht bald Nachricht zu haben. Bis dahin recht herzliche Grüße + einen Kuß
Deine tr. Mutter.