Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 24. November 1945

Köln-Dellbrück, 24.11.45

Mein lieber Rudolf!

Auch heute will ich Dir noch mal einen Brief schreiben. Ich habe auch viel zu denken, die ganze Nacht habe ich wenig geschlafen, immer dachte ich an die Sache mit Schwester Heidi. Von allen Seiten habe ich das erwogen. Wenn sie nun nicht konvertieren würde, oder ihre Mutter es nicht erlauben würde? Du hast aber auch ein Pech! Doch ich hoffe + bete für Euch, damit es klappt! Wie war denn die Maria Hausmann? Weiß sie nun endgültig Bescheid? Das Mädchen hat mir Kopfschmerzen gemacht! Hoffentlich ist das nun erledigt! Es ist ja schade, daß ich

nun nicht mal kommen kann. Ich würde ja zu gern mal alles mündlich mit Dir besprechen. Aber es geht nicht! Montag fangen wir in der Wohnung an. Erst wird die Tür gebrochen. Das gibt viel Schmutz! Auch muß ich jetzt zu Hause bleiben, die brauchen mir sonst zu viel Brand. Und es geht alles durcheinander; denn Beide, Frau Kaiser + Frau Cox sind keine Hausfrauen. Sie scheuen ja, daß ich hier bin. Heute habe ich den Keller gesäubert, der sah vielleicht aus. Und keiner macht was. Ich habe mit Jansens gesprochen, daß Cox unter der Treppe das Eckchen bekommen. Ich will meinen Keller für mich haben. Und dann der Brand. 8 Zentner sind von meinen 40 Zet. noch da. Heute habe ich auch Holz geholt. Es ist naß + kalt dafür. Man mußte eher sorgen. Nun muß ich es

sägen. Das ist alles etwas, wenn man allein ist. Und niemand faßt mal mit an. Kaisers kann ich auch noch nicht los werden. Sie sind sehr dickfellig + machen sich so breit hier. Hoffentlich sind sie Weihnachten wenigstens fort! Es sind große Egoisten. Soll ich Dir die englischen Bücher noch schicken? Vielleicht nächste Woche! Was macht Deine Hose? Flocki ist in 6 Tagen hin + zurück gewesen. Er hat Billa fast alles mitgebracht! Vielleicht fährt er, wenn die Grenze auf ist, auch mal für mich! Mit der Miete haben Jansen’s sich noch nicht ausgesprochen. Ich denke 30 Mk ist doch genug! Mal sehen, was sie

ansetzen. Heinrich schrieb, daß sie vielleicht noch kommen.

Heute erhielt ich Deine liebe Karte vom 21.11. Herzlich danke ich für Deine lieben Grüße + Wünsche! Und schone nur Dein Bein + denk an Deine Zähne! Verbummel es nicht! Ich denke jetzt viel an Dich! Überleg Dir alles reiflich. Ich will Dir gern helfen + Dir raten. Ich bin ja froh, daß ich Deine Auserwählte kennen lerne. Das ist doch besser, als wenn man sich fremd bleibt! Hoffentlich kommt Ali mal nicht ran. Bete auch um den Beistand des hlg. Geistes, damit Dir der recht Rat + die rechten Gedanken kommen. Bete viel auch für Euch! Hoffentlich hast Du nun einmal die rechte Wahl getroffen. Und nun mache ich Schluß! Schade, daß wir nun alles schriftlich machen müssen. Und nun grüßt + küsst Dich herzl.
D. Mutter.