Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 9. Oktober 1941

Zu Hause am 9. Okt. 41

Mein lieber Junge!

Nun wird es aber Zeit, daß ich Dir schreibe. Ich erhielt heute 2 Briefe von Dir vom 4.X.41. Geht die Post von da schneller? Also Du bist gesund + wohlauf und es gefällt Dir gut in der neuen Batterie! Auch der Dienst gefällt Dir besser! Das höre ich gern. Und fein, daß Du keine Beschwerden hast! Und so gutes Essen! Du hast mal wieder Glück gehabt. Also Ihr habt schon Schnee da oben? Hier ist nun auch das herrliche Wetter, daß seit 3 Wochen herrschte, vorüber, seit gestern regnets ununterbrochen. Aber auch damit müssen wir uns abfinden. Ich freue mich, daß Du Dich so gut umstellen kannst, das ist gut! Wie gefällt Dir sonst Dein Dienst, wie ist Deine Stellung innerhalb der Batterie. Ich wundere mich ja, daß Du jetzt noch versetzt worden bist. Ob Du dann bald befördert wirst, oder ob Du dann nochmal wechseln mußt? Also viel Post bekommst Du trotz Deines vielen Schreibens nicht. Wo steckt H. Hilgers? Morgen geht noch mal ein Päckchen an Dich ab mit etwas selbstgebackenem.

Sonst gibt es nicht viel zu schicken. Ich frug schon mal, ob Du Dir Obst kaufen kannst? Du schriebst an T. Sti. von Pflaumen! Sonst gibt es wohl wenig. Denkst Du einmal daran, was ich Dir schrieb von Nüssen ect. – Hier gibt es nichts Neues! Im Osten ist es ja nun fast geschafft, es ist wunderbar, fast nicht zu begreifen. Was kommt nun? Die Engländer haben uns ja jetzt eine Zeit in Ruhe gelassen. – Seit gestern ist Josef aus Gladbach fort, er hofft, Weihnachten wieder in Url. zu kommen. Ich wollte, ich hätte bald, bald eine Wohnung, allmählich merkt man doch, daß es Zeit wird, Schluß zu machen. Die Mutter hatte mir ja sofort das Zimmer oben zur Verfügung gestellt, die ist nett. Josef war weniger freundlich. Des Abends waren sie viel aus, so daß ich ihnen wenig zur Last war, und morgens schliefen sie ja noch. In den Ratskeller haben sie mich nicht mitgenommen. Na, auch egal, ich habe Josef 5 Mk. gegeben als er fort ging. Noch eine Frage, „Hatte Elli Dir auch etwas gegeben beim Abschied? Na, hoffentlich finde ich bald etwas und dann bin ich wieder für mich, das ist am besten. Wie gesagt, mit meinen Leuten werde ich nicht so recht warm. Alles frühere ist vergessen. Möge Gott geben, daß Du mir gesund zurück

kommst, dann ist alles gleich! Dir mein Junge wünsche ich von Herzen weiter alles Gute, und grüße + küsse Dich herzlich
Deine Mutter.