Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. Mai 1942

O.-U. den 30.5.42

Mein liebes Mütterlein!

In meinem heutigen Sonntagsgruß möchte ich Dir zuerst Für Deinen lieben Brief vom 16.5. danken. Viel Freude hat mir dieser gemacht, denn er zeigte, daß Du froh und zufrieden bist, und daß wir uns wie immer verstehen. Ja, wir haben manche schöne Stunde erlebt, manche Wanderung gemacht, viele gemütliche Abende in unserem Heim verbracht. Da ist es kein Wunder, wenn man jetzt viel an zu Hause denkt, d. h. mit Gedanken bin ich immer bei Dir. Schon heute freue ich mich auf meinen Urlaub! Hoffentlich habe ich Glück und kann im Sommer reisen, ich möchte nochmals die Heimat im Sommersonnenglanz sehen, mit Dir nochmal im Bergischen herumstreifen, nochmal an den Rhein fahren können.

Erinnerst Du Dich noch an den Ausflug nach Godesberg? Das war ein feiner Tag!

Bist Du nun mit Oma und den Anderen nach Altenberg gekommen? War’s schön?

Von mir gibt es nicht Vieles zu erzählen. Die Woche war arbeitsreich, Schießen und Übungen lösten einander ab, das Wochenende sieht uns müde und abgespannt. 1 ½ Tage werden wir uns pflegen, und dann kommt die

neue Woche. Der Juni sieht uns auch weiterhin aktiv. Ich bin gesund und fühle mich wohl, zufrieden bin ich auch, denn wir tuen Alles uns das Leben so angenehm zu machen wie eben möglich. Ich habe meine nette Bude, die Verpflegung ist ordentlich, und für das Andere kann man noch gut sorgen.

Diese Woche erhielt ich 2 Päckchen mit Nüssen, vielen Dank dafür. Du weißt, ich esse sie riesig gern.

Richtig hast Du geraten, am Muttertag war ich in Gol, dort war Alles beim Alten, d. h. sie sind gesund und zufrieden sind sie auch, denn die Leute auf dem Land können hier immer noch ganz gut leben. Nochmals bestelle ich die Grüße aus Gol.

Ich fahre noch viel Auto, reite ab und zu, bin den ganzen Tag draußen. Noch immer bin ich ordentlich braun. Augenblicklich ist wieder Impfperiode. 3 Choleraimpfungen mußten wir über uns ergehen lassen. Na, das muß sein!

Allmählich sieht man die ersten Blüten! Im nächsten Brief kann ich Dir einige kleine Blumen schicken. Wir hoffen auf schönes Wetter, seit 4 Tagen regnet es. Der Regen ist Gold wert, denn auch hier war Alles sehr trocken. Die Batterie macht in Landwirtschaft. Kartoffel haben wir gesetzt und allerlei Samen gesät.

Wir haben einen netten Garten! Was gibt es in der Heimat?

Ich grüße Dich mit einem Kuß!
Dein Junge.