Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. Januar 1942

Sonntag-Abend, 17. Jan. 42.

Mein lieber Junge!

So, nun ist der Besuch fort, ich habe aufgeräumt, nun will ich ein wenig mit Dir erzählen. Es war ein schöner Nachmittag, 9 Personen hatte ich hier, mit Elli 5 von Gladb. + Oma + Joh. + die Kleinen. Ich habe zum Schluß die Lichter vom Baum + an der Krippe noch mal angezündet, für diesmal das letzte Mal. Wie werden die Zeiten am nächsten Weihnachtsfest sein? Wir wollen hoffen + beten, daß wir dann mit Gottes Hilfe einen großen Schritt weiter sind. Wir wollen jeden Tag, den Gott uns schenkt, das Maß an Arbeit, Freude + auch Schmerz willig aus seiner Hand annehmen. Es ist immer noch sehr kalt, gestern hatten wir 15°, es scheint auch noch anzuhalten. Ich hatte es schön warm. Nun sehe ich erst, wie günstig das ist, wenn man Besuch hat, und er sitzt nicht in der Küche herum. So fasst das Zimmer allerlei Menschen, ohne allzu beengt zu sein. Heinrich hatte nochmal geschrieben. Er ist noch unterwegs. 10 Tage hätten sie sich nicht

waschen + rasieren können. Sonst geht es ihm gut. Anschrift dieselbe. Nun zu Dir mein Junge. Deinen lieben Brief vom 10.1. erhielt ich gestern Nachmittag, als Frau Plantz + Frl. Heeg hierwaren. Fr. Pl. pessimistisch wie immer. Frl. Heeg gefällt mir ganz gut! Also Du bleibst vorläufig da, da bin ich froh! Gott sei Dank! Ich freue mich zu hören, daß Du die warmen Sachen gebrauchst. Wenn Du mir etwas Wolle besorgen könntest, würde ich Dir noch etwas stricken! Sieh mal zu, bemühe Dich mal darum, ja bitte! Warst Du nun heute in G.? – Von Onkel Martin + seiner Familie erzählte ich Dir bereits. Sie haben mich sehr herzlich für ein paar Tage eingeladen. Aber noch ist es zu kalt, auch das Reisen jetzt zu umständlich. Ich verschiebe es mal auf bessere Zeiten. Morgen gehe ich wieder zum Zahnarzt. Ob er wieder zieht, weiß ich noch nicht. Die eine Wunde von dem Zahn will nicht heilen, tut mir auch noch weh. Ich glaube, die muß er erst noch behandeln. So Gott will noch 3 x 2 Zähne, dann habe ich alles Schlechte raus. – Ja das Buch habe ich ausgelesen, es gefiel mir sehr gut, jetzt lese ich den Reisebericht vom Amazonas. Auch interessant.

Sobald nun die Sperre aufgehoben ist, schicke ich Dir die Taschenlampe! Also, Du siehst, hier ist alles noch in Ordnung. Ich bin sehr zufrieden! Nun sende ich Dir herzliche Grüße + einen Kuß
Mutter.