Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 21. April 1940

Köln-Dellbrück, 21.4.40.

Mein lieber, lieber Rudolf!

Es ist Sonntag-Morgen. Ich komme aus der 6 Uhr-Messe. Es ist ein wunderbarer Morgen. Ich sitze allein auf und will nun mit Dir ein bischen erzählen, so wie wir es machten am Sonntag-Morgen, wenn wir Zeit hatten. H. Lisch. schläft jetzt für 14 Tage im Haus-Maar, im Massenquartier als Stubenältester. Agnes Böhmer schläft für die Zeit hier, damit ich nicht so allein bin. Es gefällt mir nicht so recht, weißt Du, was die alles brauchen, ehe sie des Abends mal glücklich im Bett sind. Da sind wir Beide die reinen Spartaner. So anspruchsvoll das bischen Mensch, als ob es ohne garnicht ginge. – Heute früh hatte ich Lust, eine Wanderung zu

machen. Es ist ja noch etwas frisch, hat gereift, aber es ist herrlich. Was wirst Du mir fehlen, in diesem Sommer. Gestern hatte ich mal wieder rechtes Heimweh nach Dir. Möge Dich der liebe Gott beschützen an Seele + Leib, daß Du mir gesund nach Hause zurückkehrst. –

Nun will ich Dir etwas erzählen, worüber Du Dich bestimmt freuen wirst! Also ich war wegen der Bilder fort, Du weißt ja, die Köpfe von Michel-Angelo. Bei Pusteh hatten sie nur noch ein paar, konnten mir auch nicht versprechen, daß ich dieselben bekäme. Nun bin ich zu Lülsdorf am Alter-Markt gegangen. Dort bekam ich, was ich wollte. Sie haben die Blätter in Kloster-Ettal bestellt. Es sind 10 Köpfe. Nun habe ich mir sehr schöne Rähmchen ausgesucht!

Ich habe nun alle 10 Köpfe bestellt. Oder meinst Du, es wäre zu viel. Ich denke nicht! Sie sind bestimmt schön. Jedes Bildchen kostet 4,50 Rmk. So hast Du denn ein schönes Namenstagsgeschenk! Oder freut es Dich nicht? Ich hoffe doch. Dann hast Du genug in Deinem Zimmerchen, wenn es mal fertig ist! Ich habe schöne Sachen gesehn dort im Geschäft. Ein großes Bild von Prof. Vogel, „Himmelfahrt Christi“. Es war dort eingerahmt worden. Es war bestimmt für das Haus der Miva in Köln, war geschenkt worden für die Patres, kostete einige tausend Mark. Herr Lülsdorf sagte, Michel-Angelo würde jetzt viel gefragt, nachdem er lange nicht mehr recht gewürdigt worden wäre. Die alten Meistern würden überhaupt viel gekauft, auch der Führer

würde darauf hinweisen, weil wir nicht recht etwas ebenbürtiges hätten, daneben[?] aufzuweisen. Wir sprachen auch von alten Holländern, so auch von unserm Bild, daß ihm auch gut gefiel. Er ist sehr bewandert, ich hätte es nicht gedacht! Und sehr gut katholisch. Also, ich hoffe Dir eine Freude gemacht zu haben, und hoffe, daß Du später Dich immer wieder daran erfreust! Dann ist es mir auch eine rechte Freude. Du weißt ja, mein Kind, wie gerne ich schenke! –

Heute wollen T. Stina + O. Arn. nach Köln zu Berta. Ich sollte mit, aber ich will ein ander Mal hingehen. Ich bin mal gespannt, wie es B. gefällt, so allein. Sie will später das Kind in ein Heim tun und selbst wieder nach Hause kommen. Ich schrieb Dir ja schon, daß T. Stina eventuell verkaufen will! Man kann ja Bestimmtes

[Rest fehlt]