Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. Februar 1943

O.-U. den 15.2.

Mein liebes Mütterlein!

Recht herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief vom 11. d. M. Es freut mich ganz besonders zu hören, daß Du wohlauf bist, und daß die rheumatischen Schmerzen wieder abgeklungen sind. Warum machst Du Dir denn solche Sorgen um mich, wenn ich von hier plötzlich wegkommen sollte werde ich Dir doch bestimmt, und sei es nur einen ganz kleinen und kurzen Gruß, schreiben. Bis jetzt ist auch noch nie davon die Rede gewesen! Du fragst in Deinem Brief ob wir hier gut leben. Diese Frage kann ich bejahen. Wir nehmen das, was wir bekommen können. Leider, leider ist ja Alles zu teuer. Ich bin froh, wenn Du mir etwas Geld schickst, das werde ich gebrauchen um Dir etwas mitzubringen. Im Augenblick kann ich wirklich nichts sparen. Mir geht’s prima! Bald kommt der Chef zurück, dann werde ich mal einige Tage ausspannen.

Nach dem Abendessen schreibe ich weiter und höre mit Schrecken, daß der Tommy wieder einen Großangriff auf Köln gemacht hat. Nun muß ich mich um Dich sorgen und warte nun sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen von Dir. Wäre das doch einmal erledigt, könnten wir den Tommy doch von der Heimat fern halten. Wir wissen was Ihr daheim mitmacht und aushalten müßt, Euer Heldentum, still und ohne großes Aufheben, steht würdig neben dem Opfertod deutscher Jungen, Männer Westfalens und des Rheinlandes.

Soldaten können stolz sein auf Ihre Mütter, Frauen und Bräute. Was mag wieder Alles im schönen, alten Köln kaputt geworfen worden sein? Wieviel Blut mag diese Nacht gekostet haben? Besteht nicht die Möglichkeit, daß Du von Köln wegziehst? Vielleicht wäre es doch besser! Ich denke immer an Dich und alle Lieben, wenn der Tommy uns überfliegt, wenn ich zu Bett gehe, denke ich daran ob Du jetzt in den Keller mußt. Du gehst doch noch? Bleibt Ihr zu Hause oder gehst Du noch zur Schule oder zu Ermerts? Schreibe mir das einmal! Was machen Oma, Tante Stina, der kleine Fritz, Heinrichs Lieben und Nußbaums? Ich hoffe, es geht Ihnen Allen den Umständen entsprechend gut. Wir wollen den Kopf hoch halten, wollen auf Gott vertrauend in die Zukunft sehen.

Große Freude hat mir ein Brief aus Dresden gemacht. Heinrich schreibt sehr nett und starkmütig trotzdem er wenig Hoffnung zu haben scheint, daß sein Bein in Ordnung kommt und trotzdem hat er Gottvertrauen. Ich habe ihm geschrieben, daß ich im Urlaub nach Dresden komme, vielleicht fährst Du mit? Es wären vielleicht schöne Ferientage!

Und nun schaue ich sehnsüchtig nach einem Brieflein aus! Schreibst Du bald?

Mit vielen herzlichen Grüßen u. Küssen
verbleibe ich
Dein großer Junge.

Hast Du nun meine Päckchen bekommen, eines mit Badesalz u. Rauchwaren, das zweite mit Butter?