Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. Januar 1943

O.-U. den 5.1.43

Mein liebes, gutes Mütterlein!

Für Deinen so lieben, freundlichen und guten Brief danke ich Dir. Der beigelegte Brief von Ermerts hat mich sehr gefreut, ich glaube auch Dir hat diese Anerkennung Freude bereitet. Ich kenne Dich, Du beschenkst gerne andere Menschen, Du sorgst gerne für Andere, und wenn man das einsieht, freue ich mich auch. Du hast also ein schönes Weihnachtsfest gehabt, gewiß ich habe mich nach Hause gesehnt aber man wird ja mit der Zeit dickfellig, man lernt entbehren und leichter ertragen. Aber, Mütterlein, wir wollen nie vergessen, daß der Herrgott uns bis jetzt wunderbar geführt hat, er hat uns erhalten, wir sind gesund, können noch schaffen. Kommt Zeit, kommt Rat, auch nach dem Krieg lebt der alte Gott noch. Wir wollen dankbar sein! Mir geht es wieder prima, ich bin vollkommen beschwerdefrei und habe eine Bandwurmkur erfolgreich beendet. Einen Tag habe ich gefastet und Farnextraktkapseln geschluckt und Ricinusoel gelöffelt, schön war’s nicht aber gut. Jetzt esse ich nicht mehr für zwei! Appetitt habe ich aber nach wie vor. Das Essen ist gut, reichlich und wirklich liebevoll zubereitet. Man sorgt soviel man kann! Du brauchst Dich also nicht zu sorgen!

Heinrich hatte mächtig Besuch an den Festtagen, daß er sich gefreut hat glaube ich gerne. Hoffentlich kann er nach der endgültigen Heilung wieder laufen.

Tante Fina, Willi, Tante Mal, Onkel Arnold haben mir geschrieben. Mein Klassenkamerad G. Beitz schickte einen Neujahrsgruß aus Königsberg.

Sonst wüßte ich nichts Neues mitzuteilen.

Herzlichst grüßt und küßt Dich
Dein großer Junge.