Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 4. August 1942

Köln-Dellbrück, 4.8.42

Mein lieber Rudolf!

Vor ein paar Tagen erhielt ich Deinen lieben Brief vom 24.7. Schönen Dank dafür. Du warst also mal wieder zu einem Kurs. Nun bist Du wohl wieder im Lager. War’s schön in der Hauptstadt? Wie ist es denn da? Ist noch allerlei zu kaufen? Hattest Du schönes Wetter? Weißt Du nun bald, wann Du reisen kannst? Oder ist es jetzt bei diesen Verhältnissen (vielleicht zweite Front) nicht möglich? Hat Deine Mannschaft Trophäen nach Hause gebracht?

Was ich Dir sagen wollte, sei doch etwas vorsichtig mit dem Baden im kalten Wasser, Du weißt ja Deine Nieren. Gut, daß Du da auch etwas Obst bekommst!

Seit ein paar Tagen ist hier wieder Regenwetter. Schade, es ist Erntezeit. Viele Früchte, Hafer + Weizen steht auf Hocken. Hoffentlich wird es nicht so wie im verflossenen Jahr, wo alles verdarb. Viel Gerste ist schon eingefahren. Auch für die Spätkartoffeln muß Wärme kommen. Nun sind Jansen schon fast eine Woche fort. Ich freue mich des Abends auf ein Plauderstündchen bei Ermerts. Es ist recht gemütlich. So habe ich auch etwas Abwechslung. Schön wär’s ja gewesen, wenn Du nun hier wärst. –

Berta ist ein bischen pikiert, von wegen dem Pelz. Der Bruder einer Kollegin hätte jetzt einen schönen für 300 Kronen mitgebracht. – Nun wird es langsam Herbst. Des Abends ist’s um 9 ½ Uhr fast dunkel, die Blätter an verschiedenen Bäumen färben

sich schon. Was haben wir nun vom Sommer gehabt, nur ein paar Sonnentage. Auch das Wetter ist kriegsmäßig. –

Mir selbst geht’s gut. Berta hat Fritzchen photografieren lassen, hübsche Bilder. Der kleine Kerl läßt sich gut aufnehmen. Er ist ein Stropp. Bringst Du ihm auch eine Kleinigkeit mit? Ich erzähle ihm immer vom Onkel Rudolf. Dann hört er so andächtig zu. Joh. ist noch in Dresden. Ich habe noch nichts gehört von ihr.

Und nun Schluß.

Empfange viele herzliche Grüße + einen Kuß
Mutter.