Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 19. Mai 1942

Köln-Dellbrück, 19. Mai 42

Mein lieber Rudolf!

Nun möchte ich Dir eben einen lieben Heimatgruß senden! Gestern kam ich nicht dazu. Ich hoffe + wünsche, daß Du wohlauf bist! Sonntag habe ich, wie ich Dir ja schrieb eine schöne Wanderung gemacht, mit Oma, Elli, Johanna, Hanni + Liesel. Des Morgens war das Wetter nicht sehr einladend, kurz vor Altenberg begann es zu regnen, doch so gegen 12 Uhr klarte es auf + des Nachmittags kamen wir bei herrlichem Sonnenschein in Gladbach an. Es hat uns allen gut gefallen, es ist jetzt herrlich im jungen, frischen Maienwald zu wandern, durch das schöne Tal, durch Odenthal hindurch nach Altenberg. Zurück gingen wir über Höffe. Natürlich waren wir alle müde, bes. Oma + die Kinder. Man müßte einen Weg fahren können. Das Hochamt war feierlich + erhebend. Viele junge Menschen waren da. Der Maialtar schön + geschmackvoll. Ich habe auch besonders an Dich gedacht! Für die Kleinen war der Höhepunkt der Gang durch den Märchenwald. Es ist aber auch schön angelegt! Ich bin des Abends allein nach Hause gefahren, die Andern blieben in Gladbach. Übrigens fällt mir ein, Hanni + Liesel sagten mir,

Du hättest ihnen ein Päckchen versprochen, wann das käme. Kaufe auch für Fritzchen mal eine Kleinigkeit, wenn Du kannst! Nun das Neueste. Vater ist gestern auf dem Friedhof gewesen, und auch bei T. Marie. Er hätte einen jungen Mann bei sich gehabt, ein Großneffe, der hätte Hochzeit gehabt in Romaney b. Gladbach mit einer Tochter von Dünners. Ob das Käthi’s Sohn ist? Ich wüßte sonst niemand. Wie kommt der nach Gladbach? Ich werde mich mal umhören. Vielleicht auch durchs Militär hier in die Gegend verschlagen worden. Vater hätte sehr gut ausgesehen. T. Stina erzählte es mir. –

Hast Du nach Bornh. wegen der Urk. geschrieben. Es sollte mich wundern, wenn da nichts nach käme. Aber egal. Wie ist es eigentlich mit Deiner Kleiderkarte? Du mußt eine Bescheinigung schicken, daß Du Offz. bist. Besorge das bitte, dann kann ich Dir doch allerlei kaufen. Gestern war Lia ein Stündchen hier. Sie ist jetzt in Duisburg. Du hättest ihr [..] auf ihren Brief nicht geantwortet. Es gefällt ihr gut, sie sieht gut aus, eine hübsche Schwester. Und nun Schluß. Ich habe Wäsche. Warst Du in Oslo? Mit den besten Wünschen + einem herzlichen Gruß + Kuß verbleibe ich
Deine
Mutter