Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 4. Juli 1940

Köln-Dellbrück, 4. Juli 40.

Mein lieber Junge!

Ich hatte gedacht, heute von Dir etwas zu hören. Aber, es wird ja jetzt länger dauern. Wie geht es Dir? Ich hoffe + wünsche, daß Du wohlauf bist! Bleibe gesund + hab‘ guten Mut! Wir wollen hoffen, daß mit Gottes Hilfe bald alles zu einem guten Ende geführt wird. Wenn es erst mal los geht, gegen den Engländer, dann wird es auch mit aller Macht weiter gehen. Er wird ja auch zu frech! Hier ist gottlob noch alles beim Alten. Noch sind wir gesund, gebe Gott, daß wir es bleiben. Nun ist der Juli schon da, die Zeit vergeht so rasch! Vielleicht, daß Ende August, als voriges Jahr der Krieg begann, er in diesem Jahr zu Ende ist! Heute hatte Berta Namenstag! Ich war nicht hin. Ich gehe nicht mehr gerne nach Köln, bis mal alles wieder ruhig ist! Hanni ist auch nicht mehr in der Schule. Das Lesen machte ihr einiges Kopfzerbrechen, da hat Heinrich sie kurz entschlossen raus genommen. Ich hätte es nicht getan, gelernt hätte sie es doch! Heute nimmt sie sich gern das Buch zur Hand. Hanni hat sich sehr geändert, sie ist so ruhig geworden. – Hast Du nun in-

zwischen alle Post bekommen, auch von Margret. Was schreibt sie, daß Du in Nor. bist? Mein Kind ich denke viel an Dich + bete viel für Dein Wohlergehen! Ich kann jetzt wieder so gut beten! Wir wollen unsern Herrgott bitten, daß er uns ein Wiedersehen in Gesundheit + Freude schenkt! Nun Gott befohlen, Rudolf! Sei aufs herzlichste gegrüßt + geküsst von
Deiner
Dichl. Mutter.