Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. Dezember 1943

Guben, den 5.12.43

Mein liebes Mütterlein!

Nach Guben zurückgekehrt fand ich Deinen lieben Brief vom 19. und 28.11. vor. Vielen Dank für Deine lieben Zeilen. Der zweite Adventsonntag neigt sich dem Abend zu, es wird schummrig, ich sitze in der Stube allein (mein Kamerad ist zum Einsatz nach Berlin) denke an zu Hause, an Dich und an den vergangenen Sonntag, an dem ich mit Ali in Alkmaar gewesen bin. Mir geht es ganz ausgezeichnet, der Kursus in Werder hat mir gefallen, ich habe einmal ganz Neues und Interessantes kennengelernt. Die Erinnerung an die schöne Stunde, die Ali und ich verleben durften, gibt mir viel Frohsinn und Mut, der nötig ist um den grauen Alltag zu meistern. Hier fand ich Alles bei der Weihnachtsvorbereitung. Überall hängen Adventskränze, bunte Laternen mit Märchenbilder, und die Stuben sind mit frischem Tannengrün geschmückt. Es sind schon ordentlich weihnachtlich aus! Meine Klamotten habe ich alle zur Überarbeitung beim Schneider, ich muß Alles heil machen lassen und gegebenenfalls umändern. In der Hoffnung, daß es Dir gut geht, die Fliegerangriffe, 2 erlebte ich in Werder, unbeschadet vorübergehen

grüßt und küßt Dich
Dein großer Junge.