Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 31. Januar 1943

Köln-Dellbrück, 31. Jan. 43

Mein lieber Rudolf!

Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 28.1., wofür ich Dir herzlich danke! Die gute Nachricht über Dein Befinden erfreut mich immer wieder, ist mir das doch die Hauptsache, zumal ich lese, daß Du auch frohen Mutes bist. Auch ich kann Dir berichten, daß es mir daran nicht fehlt, haben uns doch gestern die Reden trotz allem Ernst Mut gemacht. Möge unser Herrgott uns helfen, alles zu vollbringen, was uns gut dünkt für unsere Zukunft! Wenn ich auch in der vergangenen Woche nicht schrieb, so mußt Du das entschuldigen, ich hatte große Wäsche, allerlei von Weihnachten u.s.w. + das hat mir bei dem nassen, rauhen Wetter viel Rheuma gebracht. Ich glaube, ich muß doch einmal einen Arzt zu Rate ziehen, um etwas dagegen zu tun. – Wo bist Du nun untergebracht? Hast Du es gut getroffen? – Ja ich glaube,

daß der Engländer uns noch allerlei hier zu schaffen macht. Gott mag uns behüten! Es ist sehr bedauerlich, daß so viel Post verloren geht. –

Heute hatte ich einen schönen Sonntag. Nachdem ich morgens zur Messe war, bin ich Mittags zu Oma gegangen. Kurz nach 4 Uhr bin ich zu O. Willi gegangen, der mich eingeladen hatte. Ich habe gestaunt über die schöne Wohnung, die er hat, doch ganz etwas Anders als wir, 4 Zimmer, Wohn- Eß- 2 Schlafzimmer, Küche, Bad + Loggia für 68 Mk. Und schön gemütlich eingerichtet. Sie haben auch noch allerlei angeschafft. O. Willi ist auch eifriger Briefmarkensammler. Ich wußte es nicht, sonst hätte man ihm auch schon mal etwas besorgt. Vielleicht, wenn Du Gelegenheit hast, schickst Du mir mal einige holländische, die hat er noch nicht. Wir tranken einen guten Burgunder. Ich lade sie mal ein, wenn Du in Urlaub kommst, so Gott will! Nun sind seit gestern wieder alle Päckchen über 100 gr. gesperrt, also kann ich noch nichts schicken.

Nun wünsche ich, daß Du auch einen schönen Sonntag hattest + sende Dir viele liebe Grüße + einen Kuß. D. Dich l. Mutter.