Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 16. Juli 1940

Zu Hause, in der Nacht zum 16.7.40.

Mein lieber Rudolf!

Da ich doch auf bin, (ich warte auf den Alarm, ich glaube heute aber umsonst, es ist ein Gewitter), will ich ein wenig mit Dir erzählen. Ich erhielt nun 2 liebe, frohe Briefe von Dir. Gestern einen vom 4.7., und heute einen vom 6.7. Die Briefe haben mich so froh gemacht, ich danke Dir auch schön dafür. Ich freue mich, daß Du es so gut angetroffen hast. Fein hast Du es. Darüber bin ich froh. Nun lernst Du auch noch fahren. Es ist recht, daß Du Dein Geld für nützliche Sachen ausgibst. Da hast Du wenigstens Freude daran. Kannst Du die Sachen denn gut verwahren, daß Dir nichts verdirbt! Das wäre zu schade. Du machst mich aber neugierig, was das wohl ist, was Du für mich hast! Hat man dort auch so selbstgewebte Wandbehänge? Könnte ich Dir doch etwas Geld schicken! Also, Gottlob, gesund bist Du auch, das ist die Hauptsache. Gebe Gott, daß Du gesund nach Hause kommst. Man kann sich das noch garnicht vorstellen, die Freude! Ja, möge der liebe Gott uns behüten. Ich danke Dir dafür, daß Du für mich betest. Wir können es auch gebrauchen. Doch, Gott sei

Dank, sind wir noch alle gesund! –

Hast Du nun endlich von mir auch Post erhalten? Ich habe regelmäßig geschrieben, alle 2-3 Tage einen Brief. Vielleicht bekommst Du alles auf einmal. Ich freue mich, daß Du von Margret Post hast. Hattest Du auch an ihren Namenstag gedacht? Ja, wir Beide, die Margret + ich, wir müßten mal darauf kommen, in Ferien. Ich glaube schon, daß es mir gefiele! Ja, Gottes Erde ist schön, und wert darauf ein Mensch zu sein. –

Ich schicke Dir das Heftchen + das Bildchen. Domvikar Teusch hat eine religiöse Jugendwoche gehalten, unter anderm auch Predigten für die Eltern. Am Sonntag die Fest + Schlußpredigt war herrlich, überhaupt die Andacht. An wen ich gedacht, und für wen ich gebet habe, weißt Du! Lies bitte das Heftchen einmal durch! – Nun Rudolf, wünsche ich Dir weiter alles Gute + sende Dir liebe Grüße aus der Heimat + einen treuen Kuß
Deine Mutter.