Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 26. Oktober 1941

Berg.-Gladbach, 26.X.41

Mein lieber Junge!

Ich erhielt Deine beiden lieben Briefe vom 17. + 20.X. heute zusammen, dazu die Aufnahmen. Die eine ist ja zu schön, wo Du so frohgemut bist; die will ich mir hinstellen auf den Schrank, wo ich sie täglich sehe. Das gibt mir Freude, wenn ich Dich so fröhlich sehe. Vielen, vielen Dank für Deine lieben Worte + die Bilder. Schön ist das Häuschen unter den Bäumen. Die Hauptsache ist, daß ich höre, daß Du zufrieden in der neuen Einheit bist, und daß Du gesund bist. Gott sei Dank! Auch ich bin wohlgemut! Alles, alles wie Gott will! Also in Nippes gedenkt man Deiner noch gern, schön ist das, mein Junge. Und daß jetzt die neuen Kameraden + der Chef Dir so recht zusagen, freut mich! Und jetzt bist Du im Kursus! Ja, ob das der letzte ist? Ich wünsche es Dir.

Kannst Du denn so schnell nach Gol kommen? Ja, mit den Fellen! 5-6 könnte ich gebrauchen. Sieh mal zu, was sich machen läßt. Ob Fr. Lindh sie selbst schicken darf? Aber wie bekäme sie das Geld? Daß ich Deine schönen Päckchen, über die ich mich freute, bekommen habe, schrieb ich Dir ja. Heute habe ich erst das Päckchen mit den Hemden + ein Päckchen mit dem

Buch fertig gemacht! – Heute war Agnes Perger bei mir, sie brachte Grüße von Frau Bartz, wo sie vergangenen Sonntag war. Fr. B. war sehr krank gewesen, Maria erwartet das 2te Kindchen. Sie sei wieder genau so daran, wie beim ersten Mal. Heute Nacht ist Heinr. in Urlaub gekommen. Na, die Freude kannst Du Dir denken. So haben wir Oma wieder hier in Gladbach!

Heute war es sehr feierlich in der Kirche (Christkönigsfest). Ob wir es noch einmal feiern? Heute Nachmittag war eine erhebende Feierstunde! Gestern war Onkel Toni bei mir, er ist immer noch der Alte. Hoffentlich behält er nicht recht! – In Dellbrück sind wieder 2 Todesnachrichten angekommen, ein Sohn von Stoffels, ein junger Leutnant, und der 2te Sohn von Thielen am Bach[?]! Traurig! – Auch hier ist das Wetter sehr unfreundlich, kalt, regnerisch + stürmisch. Der Wald ist wunderbar bunt! Ja, nun kommt der November, der trübste Monat! Wenn der erst vorbei ist, dann geht’s mit Macht auf Weihnachten zu! Zum dritten Male im Kriege. Hoffentlich das letzte Mal! Nun mein lieber Junge für heute Schluß. Ich sende Dir recht herzliche Grüße + einen Kuß
Deine Dich l. Mutter.