Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 20. Oktober 1943

Köln-Dellbrück, 20. Okt. 43

Mein lieber Rudolf!

Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief vom 14.10. für den ich Dir herzlich danke! Gott sei Dank, daß Du gesund + wohlgemut bist! Hoffentlich hast Du inzwischen Post von mir und auch endlich das Paketchen bekommen. Das Obst war doch sicher faul. Hoffentlich ist der Schlafanzug nicht verdorben. Was heißt das, daß es mit Deiner Abstellung vor Januar nichts wird? Auch nichts mit Urlaub? – Mir geht es so ziemlich gut. Appetit habe ich ordentlich! Seit Montag gehe ich jeden Tag nach Iddelsfeld. T. Anna ist krank, Halszentzündung. Ich koche dort, und muß Fleisch + Wurst einkochen, sie haben geschlachtet. Ich bekomme

sehr gutes Essen. Ich bin des Abends aber sehr, sehr müde! Hätte ich nur eine passende Beschäftigung! – Oma ist auch noch bei mir. Sie geht, wenn Sie gesund ist, wieder in ihr Heim. Zu mir will sie schlafen kommen. Johanna erwartet den Heinrich jeden Tag. – Heute hatten wir wieder Großalarm. Es war unheimlich, so viele Flieger wie hier herüberkamen. Die Flak schoß ordentlich. Ich war bei Grouvens im Keller. – Ja Rudolf, es wäre mir nun doch recht, wenn ich bald Arbeit hätte. Nicht, daß ich nichts getan hätte, bald bin ich hier, bald da nötig. Wenn ich sehe, was Andere verdienen. Hoffentlich habe ich auch mal Glück! In diesem Sinne, mein Junge herzlichste Grüße
von Deiner Mutter.