Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 9. Januar 1937

Iserlohn, den 9. I. 1937

Meine liebe, gute Mutter!

Wiederum einen schönen Sonntagsgruß. Wie geht es Mütterchen? Bist Du die Erkältung los? Sorge nur dafür, lass es nicht einreißen! Hast Du noch viel Arbeit? Hat Heinrich schon geschrieben? Schreib mir doch bitte seine Adresse. Er wird doch vorerst noch nicht dazu kommen, mir zu schreiben. Seine Zeit wird so ausgefüllt sein, und in seiner Freizeit wird er seiner Frau schreiben. Haben Johanna, Hanni und Oma sich denn bald geschickt? Sonst gibt es wohl noch nichts Neues in der Familie?

Du hast mir ja eine Reihe trauriger Neuigkeiten aus Dellbrück geschrieben! Fährst Du übrigens nach Eschweiler?

Hier gibt es somit nichts Neues. Du fragst in Deinem Brief ob ich mich eingelebt hätte. Klar, für mich ist das auch bedeutend leichter als für Dich. Ich freue mich auf die Zeit wo ich wieder ganz bei Dir bin. Ich fahre bestimmt dann erst zum Vater. Ich bin jetzt alt genug,. Erst dann kann ich vielleicht ungesorgt studieren, oder aber es geht mit frohem Mut in einen anderen Beruf. Mit Mut, Willen zur Arbeit und mit der Sorge um Dich, mein liebes Mütterchen wird es und muß es klappen. Selbstverständlich würde ich am liebsten

Apotheker werden, gerade Apotheker.

Was Macht denn Frl. Handguet? Hast Du Sie nochmals gesehen. Ich denke oft an Ihre schönen, reinen Augen. Ich glaube das hilft mir wie Neudeutschland über Vieles leicht und spielend hinweg.

Nein darüber kannst Du ganz ruhig sein. Hier verzettele ich mich nicht an Frauen. Dazu habe ich gar keine Lust.

Es laufen wieder eine ganze Reihe Rekruten um. Im April würden wieder neue Rekruten eingestellt dann sollten die Alten zur Entlassung kommen. Rechnen wollen wir nicht damit, aber schön wär’s doch. Ein Sommer als Zivilist. Wie würde ich mich froh in den Beruf stürzen.

Am Dienstag fahren wir zur „Wilden Wiesen“ zum Scharfschießen. Am 10. Febr. Sollen wir für 5 Tage zur Senne. Im März sollen wir nach Wache kommen. Um diese Zeit fällt auch unser Umzug nach Soest. Das bedeutet immerhin Abwechslung.

Montag muß ich mich im Revier vorstellen. Auf Befehl vom Chef. Ich fühle mich sauwohl Ich will nicht in’s Revier oder gar in’s Lazarett. Na, ich werde Dir ja schreiben.

Viele, viele Grüße und einen Kuß in Treue von              

Deinem Jungen.

Onkel Arnold besten Dank für sein netten, lustigen Brief. Allen Bekannten einen Gruß.