Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 29. Oktober 1940

Oktober 1940.

Liebe Mutter.

Deinen lieben Brief vom 14. des Monats habe ich erhalten. Ich danke Dir für Deine lieben Worte und Deine guten Wünsche.

Ja, liebes Mütterlein, wann werden wir wohl wieder einmal eine Wanderung machen können? Kaum kann ich mir das vorstellen! Aber das kommt gewiß wieder! Jetzt lernst Du aber Gladbach und seine schöne Umgebung gut kennen. Dann kannst Du aber die Führung übernehmen.

Mein letzter Brief hat Dich ja über mein neues Leben unterrichtet. Meine Fahrprüfung habe ich noch nicht gemacht, ich denke sie nach Beendigung des Kursus zu machen und dann aber endlich in Urlaub zu kommen. Ich bin ja fast ½ Jahr nicht zu Hause gewesen. Mein letzter Urlaub war im Mai!

Mir geht es auch hier gut. Ich bin gesund und den Umständen entsprechend zufrieden. Landschaftlich ist es hier auch schön. Schnee-

bedeckte, bizarre Felskuppen schauen in’s Tal. Die Sonne hat nicht mehr die Kraft den Reif der morgens fällt aufzusaugen. Die Landschaft sieht schon winterlich aus. Die Temperatur ist es auch. Wir werden wohl bald Winterbekleidung empfangen. Vielen Dank für Deine Bemühungen um die Uhr. Wie soll ich Dir das gut machen? Ich freue mich, wenn sie heil ankommt.

Gut, daß Du oft nach Gladbach gehst, daß beruhigt Dich, und die neue Umwelt tut Dir gut. Hier gibt es keine bunten Herbstwälder mehr. Die Birke, der einzigste Laubbaum steht schon lange kahl. Hoffentlich kann ich bald Deutschland wiedersehen. Trotzdem möchte ich hier oben schon leben, dann müßtest Du aber mitkommen. Auch heute noch einige wenige Bilder.

Herzliche Grüße und Küsse
sendet Dir
Dein Junge.