Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 5. Juni 1943

Köln-Dellbrück,. 5.6.43

Mein lieber Rudolf!

Für Deinen lieben Brief vom 31.5. + der Karte aus Berlin, wo Fam. Bartz unterschrieb vielen Dank! Also haben Bartz sich gefreut. Aber daß H. Bartz Dich nicht erkannte, ist kaum zu glauben. Hast Du Dich denn so verändert? Na, Du kannst mir ja alles erzählen. Du kommst doch Pfingsten? Ich bin dann ja ganz allein. Für die Nächte ist es mir ja unheimlich. Ich glaube, ich gehe bei Alarm zu Ermerts. Wenn das doch einmal zu Ende wäre. Es wird aber noch immer schlimmer. Traurig ist das! Das Wetter ist auch die ganze Woche schlecht gewesen. Wind, Regen, kühl + trüb. Ich kann garnicht raus. Und die Sonne täte mir so gut. Gestern war der Arzt nochmal da, er kommt einmal in der Woche. Er war zufrieden. Wie gesagt, Sonne müßte kommen. Meine Firma schrieb mir, wann die die Arbeit wieder aufnehmen wollte, sie müßten mich sonst abmelden. Nun hat Dr. B. das 3. Attest geschrieben. Mal sehen, was sie machen. Ist das nicht Unrecht, wegen Krankheit einen Menschen zu entlassen. Andere drücken sich, wo sie können, und haben doch Glück! Aber, wie Gott will. Wer weiß, was noch kommt. Neues gibt es hier nicht viel. Ich höre ja nichts. Was machst Du morgen? Gehst Du nochmals Berlin ansehen? Ist die Arbeit im Kursus schön + interessant? Ich bin müde. Ich schließe mit den besten Wünschen + Grüßen + einem Kuß
Deine
Mutter.