Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 15. Dezember 1942

Köln-Dellbrück, 15. Dez. 42

Mein lieber Rudolf!

Ich erhielt Deinen lieben Brief vom 10.12., der mir mitteilt, daß Du schon wieder ein neues Quartier hast! Warum zieht Ihr so oft um? Oder darf ich das nicht erfahren. Ich höre gern, daß Du wohlauf bist, daß Du froh Deine Arbeit tust! Das tue ich auch, und besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit. Auch ich freue mich auf das Fest, bes. wo ich nicht allein bin. Im vorigen Jahr war es ja ganz wunderschön, als Du zu Hause warst! Du hast also schon Deine Weihnachtspäckchen! Hast Du inzwischen auch das dritte Päckchen von mir bekommen? Ich hoffe es doch, denn es enthält nur feines Gebäck. Sie waren alle zur gleichen Zeit aufgegeben. Sonst wirst Du auch kaum noch etwas bekommen, es ist alles zu knapp. Ich habe nur an

Heinrich noch eins geschickt, sonst an niemand. Ich freue mich, daß Dir der Schlafanzug gefällt, und daß er passt! Also auch die Bilder gefallen Dir? Herr Stahl hat sie gemacht, er ist aber nicht zufrieden, hat auch nur wenige Abzüge gemacht. Es war sehr dunkles Wetter. Er will noch mal kommen, und helle Lampen mitbringen. Dann sollen sie besser werden. Ich hatte ihn gebeten. Er wollte aber nichts dafür annehmen, weil sie für Dich seien, er kännte Dich ja. Vielleicht dankst Du ihm mal, dann wird er sich freuen! War das Gebäck noch ganz, oder war es sehr verkrümelt.

Ich werde Gerd in Gol auch einen Weihnachtsgruß senden, sie wird sich freuen. Johanna fährt am Samstag zu Heinrich. Der wird auch froh sein. Von Aug. Acher hat man noch nichts gehört, auch nicht von Mariannes Bräutigam! Übermorgen, Donnerstag muß Willi fort! Ich habe noch viel Arbeit bis Weihnachten. Ihr habt doch keinen Dienst an den Feiertagen? Feierst Du bei Deinen Quartierleuten? Hoffentlich hast Du auch schöne Tage! Ich

wünsche es Dir. Mit den besten Grüßen + einem Kuß verbleibe ich
Deine tr. Mutter