Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 19. August 1937

Köln – Dellbrück, 19. 8. 37

Mein lieber Rudolf!

Du denkst sicher, Mutter hätte so viel Kirmes gefeiert, dass sie nicht Zeit hätte, Dir zu schreiben. Doch, das ist nicht so. Am Samstag musste ich noch abliefern und nachmittags für Oma + für Schlößers backen. Sonntag war es mir so schlecht, da habe ich nichts getan. In letzter Zeit klappt es mit meinem Herzen gar nicht. Ich will mal zu Dr. Körver. Ich denke, wenn Du erst mal wieder hier bist, geht es besser. Bete nur, mein Junge, dass der liebe Gott mich noch bei Dir läßt, bis Du allein fertig wirst. Wie Gott will! – Nun muß ich erst für Deine so lieben Briefe + für die Karte danken. Du bist ja so fleißig im Schreiben. Ich freue mich ja immer, wenn Nachricht von Dir kommt! Und so gute + frohe Nachricht. Ich freue mich auch, dass Du jetzt nicht so sehr anstrengenden Dienst hast! Hoffentlich bleibt das so im Manöver. Und dass wir uns nochmals sehen, wie schön ist das. Kommst Du, oder soll ich nach Gl. Kommen. Na, darüber höre ich ja noch. Also Sonntag über 8 Tage. Nun ist der August auch schon zu 2/3 herum. Am Sonntag haben wir bei Oma Namenstag gefeiert. Leider konnte ich nichts essen. Ich hatte Oma ein Diözesen-Gebetbuch geschenkt. Da sprach sie immer von. Hat Herr Kirste Dir schon geantwortet? Ich bin ja auch neugierig, wann der Entlassungstag ist. Doch sicher die letzten Septembertage, wie im vorigen Jahr! Dann, dann bin ich nicht mehr allein. Rudolf, bekommst Du auch noch einige Bilder, Du weißt ja, mit Pferd? Sorg doch, ja? – Hier im Hause ist es sehr still. Ich bin viel allein im Hause. Ich habe viel Arbeit. Ich meine, ich schaffte nicht mehr so viel wie früher! Na, ich denke, es wird mal wieder besser. Muß es ja auch. Wie soll das sonst werden?

Viel Neues gibt es hier nicht. Herr Pastor hat uns nun verlassen. Man hat richtiges Heimweh nach ihm. Alles ist so leer. Am Sonntag hat er als Abschied ein feierliches Hochamt gehalten mit Predigt! Die ganze Kirche weinte. Eine weltliche Feier wollte er nicht. Tante Stina will zur Einführung nach Essen. Ich soll mit. Am 5. 9. Ich weiß es noch nicht! Na, ich erzähle Dir davon! Sonst ist bei mir alles beim Alten! Auch bei den Andern! Die Kleinen, bes. Hanni, haben sehr den Husten. Hanni ist dünn geworden! Ich muß Schluß machen, sonst geht der Brief nicht mehr ab. Also mein Kind bis bald, ich freue mich so sehr.

Viele liebe + herzliche Grüße + einen treuen Kuß              

Deine Mutter.