Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. Januar 1941

Sonntag, den 5.I.1941

Meine liebe, gute Mutter.

Nun bin ich im Besitz Deiner lieben Briefe vom 10.12. 15. 17. 20. 22. 25. 27. Für alle Deine lieben Worte hab vielen Dank. Dem lieben Gott wollen wir danken, daß wir uns so gut verstehen, daß wir beide den Tag herbeisehnen an dem wir uns wiedersehen können. Ich bin froh geworden, als ich las, daß der Engländer Euch Weihnachten Ruhe und Frieden ließ. So gut wie möglich hast Du also die Feiertage hinter Dich gebracht. Ich hab‘ Dein Sehnen gefühlt! Meine Gedanken waren auch bei Dir, an der Krippe.

Hier geht heute Weihnachten zu Ende. Heute, Sonntag feiert man den letzten Juledag. Noch einmal kommen Gäste. Man hat noch einmal gebacken und heute brennt zum letzten Mal der Jultree. In Lind’s Bäumchen läuten nun Deine Glöckchen. Nochmals soll ich Dir für

Gerd’s Päckchen danken. Ich denke, heute schreibt sie Dir selbst.

Das Wetter ist unverändert kalt. Heute z. B. zeigt das Thermometer -35° C. Ich habe mir gestern eigene Skischuhe gekauft. Sie kosteten 60,00 Kronen. Die besten Skier die man in Norwegen bekommt. 3erlei Holz, Hikori, mit Slalombindung. Gestern habe ich sie ausprobiert, heute nach Mittag geht es wieder los. Das macht Laune und gibt viel Spaß.

War einmal ein Kamerad bei Dir? Heinrich schickte mir als Neujahrsgruß eine Original Radierung von der Heimatstadt. Sehr, sehr schön! Sonst dachte niemand zu Weihnachten und Neujahr an mich. Auch nicht schlimm! Ich habe ein schönes Heim und dort wohnst Du, mein Mütterlein, die mich nie vergißt!

Nun liebes Mütterlein, Gott befohlen,
mit Mut und Frohsinn geht es weiter
herzlichst grüßt und küßt Dich
Dein Junge.