Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 25. Februar 1940

Köln-Dellbrück, 25.2.40

Mein lieber Junge!

Sonntag! Das Wetter ist ganz schön. Heute kann ich leider nicht raus. Mein Soldat hat Wünsche[?], Herr Jansen bringt ein paar neue Schalter an. Und ich muß noch etwas nähen. – Wie geht es Dir. Kommst Du des Sonntags jetzt auch mal raus? Oder ist es dort oben noch zu kalt? Hier ist der Schnee ganz weg, gestern waren 11° Wärme. Ich denke doch, daß Du heute mein Päckchen mit dem Stollen bekommen hast, und daß Du heute etwas zum Kaffee hast! Hat er geschmeckt? Wenn es eben geht, backe ich diese Woche noch mal einen kleinen Kuchen, dann hast Du noch mal etwas. Kaufen kann ja man ja nichts Süßes mehr. – Heute kam vom Wehrbezirkskommando für Dich eine Verladung für den 28. Febr. Ich habe sie gleich zurückgeschickt, mit dem Bemerken, daß Du seit dem 26.8.39 im Felde bist und Deine Feldpostnummer angegeben. Herr Sichowski kam gestern als Gefreiter vom Kursus zurück nach 4 ½ monatiger Dienstzeit. Wird mein Junge auch bald mal befördert? Herr Bäumers beide Brüder sind Unteroffiziere geworden. Hast Du sonst schon etwas gehört? Na, ich bin zufrieden, wenn Du gesund bist, und guten Mut hast. Auch mir geht es gut, Gott sei Dank! Gelt, wir zwei Beide halten zusammen, komm‘ es, wie es will! Wenn wir uns nur gesund wiederhaben! – Sonst gibt’s nicht viel Neues. Frau Mariaux ist gestorben, Frau Frank neben Oma, ist ins Krankenhaus gekommen, und die alte Frau Kirchler! Bei Oma, Nußbaums + Heinrich ist alles

im Lot. Bei Schlößers noch immer schlechtes Wetter! Sie versauern sich das Leben nur. Wenn sie das mit Berta mal erfahren, dann will ich es nicht sehen. Nein, da will ich lieber etwas weniger haben, und froh + zufrieden sein! – Nun mein Kind bleibe gesund + wohlgemut und sei recht herzlich gegrüßt + geküsst
von
Deiner
treuen Mutter.