Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. Oktober 1942

5.10.42

Liebe Mutter!

Die Battr. mit ihrer Arbeit und mit all dem Dienst, unser schönes, gemütliches und ruhiges Heim im herrlichen Tal von Skulestad, in dem nun der Herbst eingezogen ist, viele alte und liebgewordene Kameraden habe ich nun zurücklassen müssen. Der Abschied ist nicht so leicht gefallen, und doch freue ich mich nun auf die bevorstehende Abwechslung, auf die Veränderung. Wohin mag uns das Schicksal noch hintreiben? Vorläufig sitzen wir, allein 8 Herren des Rgt’s, hier in O. und warten auf Weiterleitung. Morgen soll es los gehen, zuerst reisen wir zu einem Übungsplatz in der Lüneburger Heide und werden vorerst, in Bergen, so heißt der Platz, einige Tage bleiben. Ich werde Dir laufend berichten. Sonst fühle ich mich wohl, bin guter Dinge und sehe mit Spannung der Zukunft entgegen. Wie wird es nun mit dem Studienurlaub? Mir geht so allerlei durch den Kopf, soll ich mich aktivieren lassen d. h. als San.-Offz., ich käme dann zum Studium vielleicht bin ich aber schon zu alt. Na, erst muß ich meine neuen Vorgesetzten sehen und kennenlernen. Jetzt im Augenblick hänge

ich in der Luft und kann nichts unternehmen.

Siv habe ich nicht wiedergesehen, ich konnte mich nicht einmal telefonisch von ihr verabschieden. Die wird wohl Augen machen, wenn sie meinen Brief erhält. Junge, das ging aber auch allzu plötzlich, 12.30 Uhr kam der Anruf, 12.45 Abmeldung beim Rgt’s Kommandeur, der sich in netter und kameradschaftlicher Weise verabschiedete und mir für die geleistete Arbeit dankte, ja – und dann ging’s an’s Packen. Du wirst in den kommenden Tagen etwa 9 Päckchen mit Büchern und Med. Wochenzeitschriften erhalten, ich bitte Dich mir den Kram aufzubewahren. Hast Du eigentlich die Heringspäckchen bekommen? Abends 19.50 ging der Zug. Wie immer bei Preußens kam ich dennoch zu früh, wir müssen bis morgen, Dienstag, warten. Die Unterkunft ist gut, Schule; Verpflegung ausreichend, Stimmung also gut. Heute machen wir uns noch einen netten Tag wollen noch einmal kultiviert zu Mittag essen um dann gut gestärkt die Reise anzutreten. Wir sind die Stadt aber auch schon über, die anderen Herren liegen hier schon 10 Tage, das kostet unheimliches Geld, und bieten kann die Stadt außer Kino, Kaffee und Hotels nichts.

Wir freuen uns auf die Heimat, von Celle ist es ja nicht allzu weit nach Hause, man kann ja fast in Sonntagsurlaub fahren. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. – Bald hörst Du mehr!

Gruß und Kuß
Dein Junge.

Wie geht es Dir? Ich hoffe, Du bist gesund und munter. Gruß an Alle!

Wie steht’s mit Heinrich? Wie geht’s der Oma und den anderen Lieben?