Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 23. Oktober 1941

O.-U. den 23.X.41

Mein liebes Mütterlein!

Habe soeben Deinen süßen Gruß erhalten und konnte nicht wiederstehen gleich einmal zu probieren. Prima schmeckt das Gebäck, wie hast Du das nur so fein fertig bringen können? Sicher hast Du Dir wieder Butter, Eier usw. abgespart. So sehr ich mich freue über ein Päckchen, liebes Mütterlein, aber Deine Butter mußt Du selbst haben. Die Zuweisungen von Lebensmitteln sind doch bestimmt gerade ausreichend, besonders für die einzelne Person. Du verstehst mich, futtere ordentlich, der Winter steht vor der Tür, da mußt Du ordentliche Kalorienmengen zur Verfügung haben. Also ich danke Dir recht herzlich für die leckeren Plätzchen! Und Dir absparen darfst Du aber nicht mehr!

Mir geht es gut, der Kursus macht Spaß. Z. B. hatten wir heute scharfes Schießen, natürlich mit den Geschützen, ich habe gut geschossen, mit dem 8. Schuß erzielte ich schon einen Treffer. Sowas freut einen dann ja auch!

Gestern schickte Tante Finchen ein Päckchen mit Äpfeln, lecker schmeckten sie. Übrigens können wir im Moment Äpfel hier kaufen. Ich nehme die Gelegenheit auch wahr. Obst tut uns hier besonders gut.

Heute schrieb mir Hilgers aus Iserlohn. Wahrscheinlich kommt er jetzt zum Studium frei!

Außendienst kann er jetzt noch immer nicht machen, der arme Kerl. Gewiß er drückt sich gerne, vielleicht kommt das aber gerade von seiner Krankheit. Ein gesunder Mann könnte das wohl nicht.

Ich hoffe Dir geht’s gut. Ruhig Blut, Mutter, kommt der Tommy auch noch so häufig, nicht jede Bombe trifft. Wieso ist denn das Gemüse ungenießbar geworden? Phosphor entzündet sich an der Luft, und Alles verbrennt! Das ist mir unverständlich.

Schreibst Du mir mal etwas von Deiner Arbeit? Wie ist Dein Zusammenleben mit denen in Gladbach? Robuster werden, nicht zu feinfühlend sein, die anderen sind’s ja auch! In Deiner Lager würden sie ja auch die Hilfe anderer ohne Überlegen annehmen, die dächten in Deiner Lage auch nur an sich, und Dich kenn ich doch. Umsonst brauchen sie Dich doch nicht zu beherbergen.

Ich habe auch Deinen Brief vom 14. erhalten. Vielen Dank! Willi schrieb von der Ostsee, da gefällt es ihm besser! Sonst habe ich im Augenblick nichts.

Hast Du schon mal wegen dem anatom. Atlas gesehen? Denke bitte per Gelegenheit daran!

Nun viele viele Grüße
und einen festen Kuß.
Dein Junge.