Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 11. Dezember 1940

Montag, den 11.XII.

Liebe Mutter!

Der zweite Adventsonntag, der kupferne Sonntag ist nun auch schon vorüber. Wie haben wir uns dann schon auf Weihnachten gefreut. Ich habe Dir geholfen Dein Weihnachtsgebäck zu richten, wir überlegten schon, was wir uns schenken sollten, was wir Neues kaufen wollten um unser liebes, schönes Heim noch gemütlicher zu machen. Wie schön war das!

Jetzt wo wir zusammen nicht sein können empfinde ich wie wir zwei uns verstanden und ergänzt haben. Jetzt erst, im bitteren Ernst des Lebens weiß ich Deine Hilfe und Deine Sorgen um mich und Deine gütige Mutterliebe zu schätzen. Ich bete, daß mir der Herrgott hilft Dir alles wiedergutzumachen.

Ja, dieses Jahr kann ich die Weihnachten nicht zu Hause erleben. Schade, sehr bedauerlich für Dich und mich. Aber trotzdem Kopf hoch. Weine nur nicht mein Liebes! Ich werde keine Träne vergießen, wenn es auch schwer wird. Ich muß hier doch Vorbild sein und zu Weihnachten manchem über schwere Stunden helfen.

Wenn wir auch räumlich getrennt sind, schon allein das Bewußtsein ist Trost, daß Du mit allen Deinen Gedanken bei mir bist. Dann fühle ich mich nicht einsam und vergessen. Und so mußt Du es auch

machen. Ganz bestimmt bin ich mit meinen Gedanken nur bei Dir. Ich sehe unseren schönen Weihnachtsbaum, unsere Krippe.

Auch wir werden uns einen Baum schmücken, wenn wir auch keine so schöne bunte Kugeln haben. Unser Adventskranz wird allgemein bewundert. Sonntag brannten wir zwei Lichtlein.

Was macht die Weihnachtsbäckerei? Eine Bitte habe ich, schicke mir nicht zuviel. Mache Dir bitte keine zu großen Unkosten und spare Dir nichts ab um mir etwas zu schicken. Du weißt ich bin vernünftig. Wenn ich auch gern etwas Gutes esse, ich bin auch mit einfachem Karo zufrieden. Auch Weihnachten geht vorüber.

Deinen lieben Brief habe ich gestern erhalten. Ich freue mich das bei Dir soweit alles beim Alten ist. Nur Deine Verbitterung darf Dir Deinen Frohsinn, Dein Schaffen nicht vergällen. Wir beide sind gesund, wir verstehen uns wie kein zweiter und sei versichert ich werde Dich nie vergessen. Im Westen nichts Neues!

Hoffentlich ist bei Dir auch noch alles beim Alten! Schluß für Heute.

Vielen Dank für Deinen letzten Gruß. Dich grüßt u. küßt
Dein Junge.