Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 19. Dezember 1943

Guben, den 19.12.

Liebes Mütterlein!

Beim Schein der 4 Lichter des Adventkranzes und einer netten Laterne, die uns für die Advent und Weihnachtszeit den Lampenschirm ersetzt, schreibe ich Dir und auch der Ali, heute meine Grüße. Die Weihnachtsfeier der Batterie ist vorüber, die frohen Augen der Rekruten, der Dank des Chefs waren Dank genug für meine Arbeiten. Wir hatten die Exerzierhalle mit Bäumen und Tannengrün ausgeschmückt, die Bühne in eine Winterlandschaft verwandelt, ich hatte ein Programm zusammengestellt das in seinem 1. Teil weihnachtlich war, in seinem 2. Teil der nach einer Pause mit gutem Abendessen folgte, einem Kameradschaftsabend glich. Wir haben unsere alten, trauten Weihnachtslieder gesungen, haben aus den Kriegsbriefen gefallener Studenten vorgelesen und hörten manch‘

Gedicht, dessen Gedanken und Worte an die Heimat, das Elternhaus und unsere Kindertage gerichtet waren. Es war eine schöne und schlichte Feier. Ich glaube, wir haben den Rekruten damit etwas gegeben.

Liebes Mütterlein, meine Gedanken waren bei Dir, bei unserer Krippe und unserem leuchtenden Weihnachtsbaum. Wirst Du in diesem Jahr auch ein Bäumchen haben? Wirst Du die Krippe aufbauen? Letzteres doch sicher! Vielleicht kann ich es noch sehen, wenn ich nach den Feiertagen komme.

Ich bin schon lange ohne Nachricht von Dir, hoffe aber Du bist wohlauf. Mir geht es soweit gut. Heute habe ich mich einmal ordentlich gepflegt, ich habe fast den ganzen Tag geschlafen, weil ich 2 Nächte gearbeitet hatte. Gestern erhielt ich ein Päckchen von Herrn Kirste mit einem lieben Weihnachtsgruß, es enthält so allerlei Apothekerwaren. Es ist nett, daß er immer noch an mich denkt. Bei ihm und seiner Familie ist noch

Alles beim Alten.

Mit Gruß und Kuß schließe ich. Dein Junge.