Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. März 1943

O.-U. den 6.3.1943

Mein liebes Mütterlein!

Heute in der Ruhe des Wochenendabends sende ich Dir meinen frohen Sonntagsgruß und danke Dir gleichzeitig für Deinen lieben Brief vom 28.2. Gestern erhielt ich auch schon das Geld. Ich danke Dir vielmals und hoffe nun, daß ich Dir damit Freude machen kann. Unser liebes, schönes Köln; ist es nicht ein Jammer? Gestern Abend mußte Essen Opfer bringen, ob Deenens verschont geblieben sind? Auch hier war allerlei los, denn die Einflüge in die Heimat gehen über uns weg! Rüberg, unser Adjutant, bekam einen Klagebrief seiner jungen Frau, die vor Angst und Aufregung krank geworden ist. Am Eisstadion wurde sie mit ihrem kleinen Töchterchen beim Spaziergang durch feindl. Bomber überrascht. Ich bedaure Dich, ärmstes Mütterlein, ich fühle mit Dir und bin froh, wenn ich in Urlaub bei Dir sein kann. Ich bin stolz auf Dich, weil Du tapfer bist! Ja, so tapfer sind deutsche Mütter, Frauen die Alles opfern!

Mir geht es wie immer, ich gehe in meiner Arbeit auf, bin noch gesund und froh, daß ich schaffen kann. Was glaubst Du wohl was

Heinrich dafür geben würde.

Ich erhielt gestern einen lieben und herzlichen Brief von meinem ehemaligen Chef, Hptm. Thoma. Nach wie vor ist er ein vorbildlicher und straffer Soldat und Offizier, ein prima Kerl mit ganz großen Idealen. Schade, daß ich nicht mehr mit ihm zusammen arbeiten kann. Im Augenblick ist er zur Umschulung auf Sturmgeschütze in Jüterbog. Er schreibt von alten Kameraden, schönen u. schweren Tagen am Wolchow. Voll Stolz, Freude u. Dankbarkeit berichtet er vom Kampf und Einsatzfreude der Zwoten, die sich glänzend bewährt habe und erzählt, daß man in diesen Tagen viel von mir gesprochen habe. Na, ich sollte nicht dabei sein! Man muß halt zufrieden sein! Das Wetter ist noch immer recht schön, wenn es so bleibt bekommen wir einen wunderbaren Frühling. Was machen Jansens eigentlich?

Sind im Wallraff Richartz Museum große Werte vernichtet worden, oder hatte man die Kostbarkeiten, die wertvollen alten Meister, schon in Sicherheit gebracht? Arbeit Deine Firma noch?

Heute kam keine Post von Dir, sicher aber morgen!

Ich grüße u. küsse Dich
Dein großer Junge.

Viele Grüße an alle Lieben!