Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. Septemer 1940

Sonntag, den 8. Sept. 1940

Mein liebes Mütterlein.

Dein großer, dünner Junge sendet Dir einen frohen Sonntagsgruß. Der große Schlag gegen England ist ausgelöst. Ein Schlag folgt dem anderen. Bald wird ganz England brennen. Dann endlich habt Ihr Lieben in der Heimat Ruhe vor den verbrecherischen, nächtlichen Einflügen des Englischmannes. Jetzt im Augenblick wird er Euch wohl noch täglich besuchen. Aber nur Geduld, bald wird sein Schneid gebrochen sein.

Ich hoffe und wünsche, daß es Dir immer noch gesundheitlich gut geht, und Ihr Alle in alter Frische den baldigen Frieden froh erleben könnt.

Bei uns ist Alles in Ordnung. Seit dem Wissen um unsere Aktivität ist unsere Stimmung um 100 % gestiegen.

Viel Neues von mir kann ich nicht berichten. Ich bin endlich in Zahnbehandlung gegangen. Ein Backenzahn ist gezogen worden, der quält mich nicht mehr. Der Zahnarzt, ein Uffz., hat gut gearbeitet.

Augenblicklich leite ich die Ausbildung des Nachersatzes. Eine interessante und, ich glaube, dankbare Aufgabe.

Anbei sende ich Dir wieder einige Aufnahmen. Ich hoffe Dir jetzt dauernd welche schicken zu können. Aufgenommen sind die Bilder bei einem Sportschießen oben auf der Fjelle, d. h. Alm, besser gesagt Hochmoor. Von der Landschaft schick ich Dir noch Bilder. Die Fjelle sind der größte Teil Norwegens. Sie machen das ganze Binnenland aus. Aus dem Tal steigen wir in nie endenwollenden Serpentinen bis 500, 600 u. 800 m

hoch. Jetzt kommt das Hochplateau, mit Sümpfen, Seen, eingerahmt von Norwegens höchsten, immer eisbedeckten Höhen. (3000 m.) Eine herrliche Landschaft.

Ein Bild zeigt den B.-trupp vor meinem Wagen. (Ford V.8) Das andere Zeltebau beim Hotel Sanderstöhm. 2 weitere Bilder von Bergen.

Hoffentlich langweile ich Dich nicht mit den Erzählungen.

Mündlich werden wir uns noch so Vieles zu berichten haben.

Und nun hinein in die neue Woche. Hoffentlich bringt sie uns die baldige Entscheidung.

Herzlichst grüßt u. küßt Dich
Dein Rudolf.