Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 18. März 1942

Köln-Dellbrück, 18.3.42.

Mein lieber Junge!

Wie geht es Dir? Bist Du noch in Norge? Ich meine, ich hätte das Gefühl, als kämest Du fort. Heute hatte ich einen Gruß erwartet. Aber Du wirst Arbeit haben, ich hoffe doch nicht, daß Du krank bist. – Nun ist aber mildes Wetter, es regnet, der Schnee ist fast fort; es ist aber auch Zeit! Man ist ein ganz anderer Mensch, wenn es nicht mehr so kalt ist! In Rußland muß ja noch große Kälte verbunden mit Schneestürmen sein. –

Morgen ist nun Josefstag, viele in der Familie haben wir, die den Namen tragen + trugen. Ja, wenn ich zurück denke an meine Kinderjahre, das war immer ein großes Fest bei den Großeltern

und was waren da für Zeiten! Ob wir noch einmal ruhige, gute Zeiten erleben werden? Des Abends ist es schon bis 8 Uhr hell, die Nächte sind merklich kürzer. Ich lege Dir einen Frühlingsgruß aus der Heimat bei. Ich habe die letzten Tage sehr viel an Dich + Vater denken müssen. Bleibe mir gesund, mein Junge. Alle Wünsche, die ich für Dich habe, kann ich nicht immer schreiben. Des Morgens bei der hlg. Messe denke ich besonders an Dich! Ich habe ja auch nur Dich!!! Elli arbeitet wieder, in den nächsten Tagen wird sie wieder nach Gladbach gehen + dort schlafen. Morgen gehe ich zu T. Finchen zum Namenstag. Ein Geschenk für sie habe ich nicht, man bekommt rein garnichts mehr. Onkel Arnold ist noch immer krank, er sieht furchtbar schlecht aus. Oma

wartet auf einen Brief von Heinrich.

Dein Päckchen ist noch nicht angekommen. Es scheint verloren gegangen zu sein, schade! Nächsten Monat beginnt T. Marie ihr 80. Lebensjahr. Sie ist noch die Alte, rege + tätig. T. Mal hat viele Sorgen um ihre Jungen in Rußland. Ob es da nun bald losgeht? Hoffentlich schaffen wir es in diesem Sommer. Die Franzosen versteht man auch nicht (siehe [..]). Wir haben doch noch große Aufgaben zu erfüllen. Gebe Gott uns allen Kraft dazu. Nun Rudolf schließe ich. Ich hoffe morgen Post von Dir zu erhalten. Empfange herzliche Grüße + einen lieben Kuß von
Deiner
Mutter.