Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 11. März 1942

O.-U. den 11.III.42

Mein liebes Mütterlein!

Zuerst will ich Dich mit einem festen Kuß grüßen und Dir meine besten Wünsche für Dein Wohlergehen senden. Ich hoffe, daß Du nun bald Ruhe mit den Zähnen hast, ich bin mit Dir froh! Es wird wohl eine ordentliche Strapaze gewesen sein. Was hat denn das Herz gemacht, hat die Prozedur es sehr angestrengt? Ich glaube gerne, daß Du etwas nervös geworden bist. Na, - wenn ich noch an den Dentisten Schroeder denke, - war es wieder so schlimm, Ärmste? –

Wie geht denn jetzt die Post, ist die Zustellung besser geworden? Wenn die Ostsee eisfrei ist, geht es auch wieder schneller. Ich habe jetzt von Dir 8 Tage lang keinen Brief mehr bekommen.

Ich denke, morgen kommt wieder Post, und dann habe ich doch sicher etwas dabei.

Gestern erhielt ich einen Brief von Gerd. Sie schreibt lieb und nett, ich soll bald wiederkommen. Meine Bemühungen für Berta sind leider mißlungen, Lindhs können niemand finden, der ihnen die Felle gerbt, da der Verkauf von Fellen ja nur an den Pelztierverband erfolgen kann. Es ist schwierig! Unfertige, d. h. ungegerbte Felle kann ich bekommen. Es tut mir für Berta leid, andererseits kann ich verstehen, daß Lindhs sich keine Nesseln in den

Pelz setzen wollen. Wir müßten Berta das Geld zurückgeben. Es waren doch 60,00 Rm? Vielleicht holst Du die an der Sparkasse ab. Vorerst will ich aber nochmals einen anderen Weg versuchen!

Wir haben schönes, sonniges, nicht allzu kaltes Wetter, danach ist denn auch unsere Stimmung und Befinden. Langsam spürt man das Nahen des Frühlings. In Norwegen erlebe ich den Ersten. Voriges Jahr mußte ich ihn aus den Krankenhausfenstern beobachten. Denkst Du noch manchmal an Deine Besuche in Nippes? Ich bin einmal gespannt ob sich dieselben Beschwerden wieder einstellen oder ob es eine einmalige Erscheinung war. Bis jetzt kann ich nicht klagen, ich treibe fleißig Sport, esse tüchtig und sehe dementsprechend auch gut aus. Vielleicht erkennst Du auf dem Bild von der letzten Skipatrouille, daß mir das Butterbrot schmeckt. Gestern war Kino, wir sahen „Klarissa“, morgen sehen wir den zweiten Film der Woche; - „Das sündige Dorf!“ Letzteren hast Du doch, wenn ich mich recht entsinne, schon gesehen. Was gibt es sonst? Kommt Frau Plantz noch häufig, Frl. Boehner auch? Wie geht es mit der Arbeit? Hast Du Dich eingearbeitet?

Ich werde bald ein Päckchen mit Fischkonserven schicken.

Für heute will ich schließen!

Viele Grüße und Küsse
sendet Dir
Dein großer Junge.