Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 18. Oktober 1942

Zu Hause, am Sonntag 18.10.42

Mein lieber Junge!

Nun hatte ich doch bestimmt mit Deinem Besuch gerechnet, weil Du die ganze Woche nicht geschrieben hast. Ich hatte mich gestern so beeilt, um alles früh fertig zu haben, auch mit dem Essen hatte ich mich etwas gerichtet! Noch heute früh hoffte ich. Leider, leider ist es nichts geworden. Heute ist nun so unfreundliches, nasses Wetter, daß ich zu Hause geblieben bin. Es ist eben 6 Uhr durch + schon dunkelt es. Ich habe in alten Briefen + Schriften gestöbert Deine letzten Briefe aus Norwegen eingeheftet + gelesen. Gleich kommt A. Böhner, sonst wäre ich zu Ermert’s rüber gegangen. Übrigens hast Du H. Ermert mit den Freimarken eine Freude gemacht. Sie haben mich gleich

herübergerufen und ich mußte die Marken ansehen. – Nun ist man wieder mehr ans Haus gefesselt, die schönen Sommertage sind vorbei! Aber zu Hause ist es auch schön; noch feiner wäre es, wenn Du auch da wärest! Vielleicht im nächsten Jahr? Wer weiß? Ich lege Dir einen Zeitungsausschnitt bei, der Dich wohl interessiert. Joh. schrieb, Heinr. ginge es langsam besser. Hoffentlich bildet sich kein Eiter mehr. Oma ist nun auch beruhigter. Ich warte nun sehr auf einen Brief von Dir. Bleibst Du noch lange da? Sind die Pakete gut angekommen? Auch aus Norwegen? Was hörst Du von dort? Schreib‘ mir bitte bald, ja? Wie ist es mit ein paar Tagen Urlaub? Mein Lieber sei auf das herzlichste gegrüßt + geküsst von
Deiner
Dich l. Mutter.