Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 28. Februar 1943

Köln-Dellbrück, 28.2.43.

Mein lieber Rudolf!

Schon erhielt ich gestern Deinen lieben Brief vom 25.2. für den ich herzlich danke. Also ist das Päckchen doch noch angekommen, und Du konntest den Kuchen noch essen? Das ist ja fein! Am meisten freue ich mich auf die Aussicht, Dich bald für eine kurze Zeit hier zu haben. Und allerlei Schönes hast Du schon gekauft? Auch darüber freue ich mich sehr! Hoffentlich behalten wir alles, was wir haben. In Köln ist ja wieder allerlei zerstört worden. Das Wallraf-Richarz-Museum ist nun auch zerstört. Es war trostlos, als ich gestern Morgen früh schon in Köln war. Nebel + Rauch von all den Bränden, die Straßen übersät mit Glas + Möbel, an vielen Stellen brannte es noch. Dazwischen die Menschen mit ihren paar Habseligkeiten, die sie gerettet haben, Möbel, Wäsche, Betten, alles auf der Straße. Es ist ein Elend. Dann in Sülz, Lindenthal + Klettenberg war es sehr schlimm. Köln ist nun fast nur eine Trümmerstadt! Überhaupt seit ein paar Tagen macht uns der Engländer verrückt. Jeden Tag 3, 4, 5 + mehrmals Alarm, dabei jeden Abend. Eben waren auch wieder Aufklärer hier, man hörte sie gut. Dabei ist es jetzt immer so neblig. –

Morgen werde ich Dir nochmals 50 Mk. senden. Heute Abend fahren Oma, T. Finchen + Liesel zum Heinrich. Hoffentlich kommen sie gut fort! Wird der Heinrich Augen machen + sich freuen. Es scheint ihm nicht gut

zu gehen. Heute ist schönes Wetter. Ich war nicht raus, ich habe geschlafen + geschrieben. Gleich gehe ich zu T. Finchen mich verabschieden. Ich will Oma 20 Mk geben bei das Fahrgeld! Für heute schließe ich, ich habe noch viel zu arbeiten.

Herzlich grüßt + küsst Dich, mein Junge
Deine Mutter.