Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 7. Juli 1940

Köln-Dellbrück, 7. Juli 40.

Mein lieber Rudolf!

Recht herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief vom 26.6., den ich gestern erhielt! Du kannst Dir denken, daß ich mich darüber freue, von Dir so gute Nachrichten zu erhalten. Hoffentlich bleiben sie so. Es ist ja sehr interessant + romantisch, was Du schreibst! Ich freue mich mit Dir. Bist Du nun die Sorge um Margret los? Nun hat sie ja bald Namenstag! Hoffentlich ist alles beim Alten bei ihr. Und hoffentlich ist auch für uns hier bald alles überstanden. Es wird uns bald zu lang, bis sie mal dem Engländer dran kommen. Was er sich wieder geleistet hat, mit der französischen Flotte. Die Franzosen werden bald von ihrer englischen Krankheit befreit sein. Was unsere Aufklärung + Propaganda doch vieles macht. Ich bin nur bange um die ersten Tage, wenn wir anfangen, daß dann der Engländer noch allerlei aus Wut + Verzweiflung anstellt. Vielleicht machen wir noch allerlei mit. Wir wollen hoffen + beten, daß der liebe Gott uns hilft; damit wir uns

in nicht allzu ferner Zeit froh + gesund wiedersehen! Ich bin auch froh, wenn ich mal nicht mehr allein bin. Die letzten Tage ist schlechtes Wetter, da leidet man auch drunter. Wenn es so dunkel + trübe ist, dann hat man auch keinen Mut! Ich sitze am Schreibtisch vor Deinem Bild + schreibe. Ich bin den ganzen Tag allein im Hause. Heute Mittag um 1 Uhr waren die Engländer auch wieder da, es dauerte Gott sei Dank nicht lange! Man hat jetzt an nichts Interesse. Meinst Du ich ginge jetzt in ein Kino, nicht um alles in der Welt! Man mag noch nicht mal mehr einen größeren Spaziergang machen!

Nun mein Kind will ich schließen. Schreib‘ mir bitte bald etwas mehr, wenn Du kannst, ich meine wieder öfter. Deine Briefe sind jetzt meine einzige Freude!

Dann wünsche ich Dir alles Gute + sende Dir viele liebe Grüße + Küsse
Deine
treue Mutter.