Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. April 1942

O.-U. den 15.IV.42

Mein liebes Mütterlein!

Heute muß ich Dir nun gleich für 3 liebe und ausführliche Briefe danken, in denen Du mir erzählst wie Du das Osterfest verbracht hast. Ich bin ja so froh und dem Herrgott dankbar, daß Du gesund bist und so tapfer. Wir tuen Recht und scheuen niemand. Wir wollen aufrecht durch’s Leben gehen, jedem in die Augen sehen können. Über all unserem Tun soll der Herrgott stehen. Deine Bedenken über die Religionsfreiheit und Deine Sorgen, weil gewisse Elemente die Kirche immer mehr zurückzudrängen versuchen, kann ich nicht teilen. Hier draußen mache ich immerwieder die Beobachtung, daß es neben vielen unsauberen Elementen doch noch viele anständige Kerle gibt, Leute, die sich nicht so ohne weiteres ihren Glauben nehmen lassen. Ich sehe da ganz optimistisch in die Zukunft, auch das wird im Frieden zu einer Klärung kommen. Der Führer selbst wird wohl dazu Stellung nehmen. Wir bleiben treu und sehen mit Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft. Sehr erfreut mich Dein Bericht über Heinrichs neue Einstellung, man sieht wie der Herrgott jedem sein Teil wohl abgewogen gibt, daß es, wie es auch kommt, für jeden das Beste ist.

Fein, na ja, daß mein Päckchen gerade zu Ostern ankam. Hat es Dir Freude gemacht? Dann hat es

Ich soll Dich recht herzlich von Gerd und Ihrer Mutter grüßen.
Ich schließe mit frohem und treuem Gruß u. Kuß! Dein Junge.

(Kannst Du mir auch Omas, Deines Vaters und Deine Taufscheine besorgen?)

seinen Zweck erfüllt. Bald schicke ich nochmals was. 2 Päckchen sind noch unterwegs! Hoffentlich erreichen sie Dich noch in gutem Zustand.

Für Deine Bemühungen betr. ar. Abstammung vielen Dank, ich erhielt heute die Urkunden aus Mülheim. Vielleicht schickst Du mir noch von Oma die Sachen und auch Deine und siehst nochmal nach wo Vaters Papiere stecken, sie müssen im Schreibtisch sein. Ich hatte sie immer bei meinen Papieren, Reifezeugnis, Prüf.zeugnis vom Vorexamen usw. aufbewahrt. Sei bitte so freundlich und sieh‘ noch mal nach.

Mir geht es prima, ich bin ordentlich braun, weil ich fast jeden Mittag sonnenbade. Freitag bin ich nach G. gefahren und bis Sonntag Abend dort geblieben. Gerd und die anderen haben sich über meinen Besuch und meine kleinen Geschenke sehr gefreut. Es waren schöne, gemütliche Stunden, die ich dort verlebte. Sie haben mich ordentlich verwöhnt. Da gibt es noch was zu futtern. Von G. bin ich sofort zu einem Kommando gefahren und erst heute von dieser Übung zurückgekommen. Jetzt werde ich gleich essen, baden und früh zu Bett gehen, weil ich durch Übungen und Nachtreisen übermüdet bin. Ich bin immer noch gesund und zufrieden und gutgelaunt bin ich auch. Dasselbe wünsche ich Dir und kann Dir zur Therapie des Rheumatismus wärmstenst die Sommersonne empfehlen, vielleicht gebrauchst Du einmal Forapinsalbe I., von Eigenblutübertragung oder Injektion von Bienengift oder den vielerlei

Einreibungsmitteln würde ich Dir abraten. Sorge für Stoffwechsel, nutze die Sonne und versuche den oft unterbrochenen Schlaf nachzuholen. Wie kommst Du mit der Verpflegung aus?