Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 22. Februar 1942

O.-U. den 22.II.42

Mein liebes Mütterlein!

Die Zeit geht mit Riesenschritten, ehe man sich versieht ist eine Woche um, vielleicht ist es gut so, man kommt dabei, bei diesem Tempo, nicht zum Grübeln und Nachdenken. Wieder einmal ist ein Sonntag Morgen angebrochen an dem das ganze Offz. Heim noch in Ruhe ist, weil gestern Abend der traditionelle Samstag gefeiert wurde. Wir hatten sehr viel Besuch da, alle Herren vom Rgt.stab waren erschienen. Es wurde wieder spät d. h. früh. Ich kann aber nicht solange schlafen, ich habe um 9.30 Uhr meinen Kaffee getrunken und will nun bis zum Mittagessen allerlei Post erledigen. Zuerst kommt die Reihe an Dich, denn ich habe Dir noch vieles mitzuteilen.

Ich danke Dir für Deine lb. Zeilen vom 7.2. Beruhigt bin ich, weil ich Dich gesund, froh und tapfer weiß. Wie geht es sonst? Brummt Frau S. noch? Was hast Du zur weiteren Verschönerung unseres Wohnzimmers unternommen? Bist Du einmal zum Schreiner wegen des Wandbordes gewesen? In dem Päckchen, welches heute gleichzeitig mit dem Brief abgeht sind 2 Kleinigkeiten dafür.

Also, lb. Mütterlein, ich war in Gol, aber nur einen Tag. Groß war Gerd’s und ihrer Mutter Freude. Ich hatte jedem noch etwas zugekauft, Gerd ein Buch, der Mama eine Holzschnitzerei und Robert eine kleine

Viele Grüße an alle Bekannte!

Flasche Likör und 5 Schachteln Zigaretten. Sie sind alle gesund und zufrieden. Ihr Pelzgeschäft ist zu ihrer Zufriedenheit abgeschlossen. Ich warte jeden Tag auf Berta’s Stück. Ich werde ihr heute auch schreiben.

Nach meinem Besuch in G. bin ich dann zur Stadt gefahren und hab‘ für meine Einkleidung gekauft. Viel gibt es auch hier nicht mehr, man muß alte Beziehungen auftauen. Ich hoffe, Ruthe von der alten 4. kann mir da behilflich sein. Ich habe eine Feldmütze, eine Gebirgsjägermütze, Stoff für dunkle Kragen, einen Wettermantel, ein Paar Pelzhandschuhe d. h. mit Lammfell gefütterte Nappa Handschuhe, Stoff für eine Reithose und einen Reitstiefel mit weichem Schaft gekauft. Was ich bekommen habe ist gut und preiswert. Mein Rock wird jetzt fertig, ich denke ihn in der nächsten Woche zu bekommen. Die mir zustehende Reichskleiderkarte schicke ich Dir und bitte Dich sie für Wäsche besonders für dünne Socken, Taschentücher usw. zu gebrauchen. Hemden werde ich wohl so noch bekommen. Leider gibt es keine norw. Kleiderkarte mehr. Na, es muß auch so gehen!

Ich habe im Augenblick viel Arbeit, weil der andere Ltn. der Einheit zum Kursus ist, morgen wird er zurückkommen. Vergangene Woche war ich mit 8 Mann auf einer zweitägigen Skistreife, es war anstrengend aber doch ganz herrlich. Aus diesem Grund bin ich etwas schreibfaul gewesen, ich hoffe, Du wirst mir verzeihen.

Das Päckchen geht heute auch ab, vielleicht macht es Dir Freude. Dann füge ich noch ein Bildchen bei.

Aufgenommen wurde es vor der Kasinobaracke, schön ist es ja nicht, aber Du kennst mich ja mit meinem Photogesicht. Und nun mach ich Schluß!

Mit einem festen Kuß grüßt Dich herzlichst Dein Junge.