Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 24. März 1940

Ostern, 1940

Mein liebes, kleines Mütterlein!

Das Osterfest ist angebrochen. Zum zweiten Mal feiere ich es nicht zu Hause. 35 war ich in Bergheim. Weißt Du noch wie schön es war, als Du mich besuchtest? Es war herrliches Frühlingswetter. Müde von dem noch ungewohnten Marsch ins Lager gekommen machte ich mich fertig Dich am Omnibus abzuholen. Da kamst Du mir schon entgegen. Weißt Du noch, wie wir durch blühende Gartenwege zur Kirche hinaufgestiegen sind?

Und dieses Jahr ist es nun wieder anders. Hier ist nun auch der Winter um. Tauwetter, Wasser – Wasser – aber noch ist der Wald, die Heide weiß. So schnell kann der warme Wind und die schon kräftige Frühlingssonne es nicht schaffen. Also die Landschaft sieht immer noch winterlich aus.

Gestern nachmittag sind wir, d. h. das Unteroffizierkorps, in unsere alten Quartiere nach Raddatz gefahren. Heute kamen wir zum Essen zurück. Unsere alten Quartierwirte haben sich gefreut, die haben aufgetischt! Wir haben einen netten Abend verlebt.

Heute morgen habe ich dann am See meine Pistole eingeschossen. Sie schießt prima. Leider mußten wir zu früh weg. Hübners, die Fischerleute, bedauerten es sehr. Ich soll Ihnen aus Köln, aus dem Urlaub auch einmal schreiben. Übrigens Barsch hat es heute zu Mittag gegeben, prima sage ich Dir.

Du siehst, auch wir haben versucht die Feiertage als Ruhetage zu erleben.

Ich bin immer noch der Alte, bin gesund und froh und freue mich auf den Urlaub. Wenn wir noch nicht abziehen komme ich am Freitag, den 29. für 7 Tage. Halte mir einen Daumen.

Hab vielen Dank für Deine Bereitwilligkeit mir das Geld zu schicken. Aber Du sollst nichts dabei tuen.

Wie hast Du nun die Ostertage verbracht? Du wirst es mir bald selbst erzählen können.

Margret hat geschrieben und mir ein Bildchen geschickt. Ich bringe es mit. Sie ist in Semesterferien zu Hause. Hoffentlich kann ich sie im Urlaub sehen.

Post erhielt ich weiter von Kersting, Anneliese Heider, Hübners, Tante Finchen u. Elli.

Kersting zeigt hocherfreut die Geburt eines Stammhalter an. Du siehst ich bin bei Allen noch in Erinnerung. Heute mußte ich dem Major Adressen abgegeben. Reverenzen für die O.A.-Anwärterschaft.

Aus familiären Gründen hat der alte Schlutins mich damals nicht gemeldet. Unser Chef hat es mir gestern selbst gesagt.

Sonst gibt es nichts Neues!

Also viele liebe Grüße
und einen Kuß
Dein Junge.