Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. Juli 1940

Dienstag, den 30.VII.40

Meine liebe Mutter!

Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 19.7. Für Deine lieben, freundlichen Zeilen hab vielen Dank. Ich freue mich, daß Du so regen Anteil an meinen Erlebnissen nimmst. Ich werde auch viele Bilder mitbringen. Diesmal sollst Du nicht mit mir schimpfen. Gelt? Wann kommen wir hier wohl nach Hause? Allmählich müssen wir uns für den Winter einrichten. Es wird fühlbar kälter und früher dunkel. Seit gestern regnet es Bindfäden. Wir sitzen mitten in den Wolken drin. Fast glauben wir, daß wir den Winter noch hier oben verbringen.

Na, ja – wir müssen abwarten. Ich denke doch, daß man später auf uns einige Rücksicht nimmt.

Also wie gesagt, Sauwetter! Strammer Dienst hält uns in Atem. Wir kommen uns wie Rekruten vor. Trotzdem ist unsere Stimmung gut, unsere Laune unverwüstlich. Übermorgen werden wir ein Abendessen der Inspektion I haben. (Kostenpunkt 7,00 Kronen) Im Augenblick kann ich nun wenig sparen, schade.

Immer noch bin ich in Sorge um Dich, um alle Lieben daheim. Ruhig kann ich doch nur werden, wenn ich weiß der Engländer kommt nicht wieder zu Besuch.

Meine guten Wünsche und meine Gedanken sind immer um Dich. Bestelle Berta bitte einmal einen herzlichen Gruß. Habe ich mehr Zeit, schreibe ich ihr auch.

Gestern erhielt ich von Margret Post. Jetzt wird sie in Brühl, daheim in Ferien sein. Sie schrieb mir von Hofgeismar, wohin sie kriegsbeordert war. Einige Tage hat sie dort in einer schönen, alten Apotheke gearbeitet. Aus ihrem Brief sehe ich, daß sie zufrieden und immer froh ist. Zum Herbst, zum neuen Semester will sie vielleicht nach München.

Bald schreibe ich wieder. Sei für heute herzlichst gegrüßt und fest geküßt
von Deinem Jungen.