Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 10. April 1942

Köln-Dellbrück, 10.4.42

Mein lieber, guter Junge!

Gestern erhielt ich Dein liebes Päckchen, das dritte, mit Deinem lieben Brief und Deine schöne Osterkarte. Ich kann nur immer für alles Gute + Liebe danken, und kann Dir nun garnichts tun. Womit soll ich das gutmachen? Mich bedrückt das, wenn ich nur immer empfangen soll, und nichts dagegen geben kann. Der Lachs ist ja so fein, selten habe ich solch‘ leckeren gegessen. Ein Päckchen gab ich T. Stina, eins Fr. Jansen, die immer noch krank ist. Viel Freude habe ich damit gemacht! Und Du mir.

Auch mit dem feinen Schreibpapier. Hier ist es so rar + schlecht! Rudolf, für Alles meinen besten Dank! Nun laß es aber auch gut sein. Nicht vergessen will ich die schönen Aufwaschtücher, die ich gut gebrauchen kann. Für alles danke ich. –

Was sind das für kleine bunte Blümchen, die das kleine Norske-Mädchen auf der Bergwiese pflückt? Auf der Osterkarte? Mit Freude lese ich, daß bei Dir alles in Ordnung ist + Du gesund + guter Dinge bist. Ja auch ich denke in dieser Frühlingszeit an die schönen Sonntage früher. Ob das noch einmal so wiederkehrt? Mit Spannung sieht man dem kommenden Sommer ent-

gegen. Hoffentlich fällt in Rußland die Entscheidung, damit es dort nicht noch mal einen Winterfeldzug gibt. Heinrich meint ja, wenn es erst einmal dort losginge, würde es nicht allzu lange mehr dauern bis zum Ende. – Hier ist jetzt rechts Aprilwetter, Regen, Sturm und noch kalt. Mich zwickt das Rheuma ordentlich. Ich freue mich auf warme, heiße Sonne. Augenblicklich kann ich nicht arbeiten, mein Motor ist noch in Reparatur. So mache ich im Hause alles in Ordnung, Wäsche u.s.w. – Hast Du aus Mülheim die Urkunden bekommen. Ich denke, daß ich Dir bald auch Oma’s Urkunden schicken kann.

Genügt das oder muß ich noch weitere schicken. Wie ist es mit Vaters Sachen? Hast Du sie dort? Ich bin froh, wenn das auch erledigt ist. Sind die 4 Taschentücher angekommen? Von Deiner Kleiderkarte hörte ich noch nichts. Auf der Bezirksstelle hatte man von Dir noch keinen Antrag erhalten. Ich habe dort nachgefragt! Wohin hast Du geschrieben? Hattest Du eine Bescheinigung beigelegt? Das mußt Du. Sonst schicke mir die Bescheinigung + den Antrag, dann gehe ich hin. Ich will dann sehen, daß ich Dir noch etwas kaufe. Was zuerst? Ich denke Unterwäsche + Schlafanzüge? Schreib mir mal darüber. – Sonst gibt es nichts Neues. Empfange viele herzliche Grüße + einen Kuß
Mutter

Bernhard von Onkel Martin ist auch Soldat in Detmold.