Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 13. Dezember 1940

Berg.-Gladbach, 13.12.40.

Mein lieber Rudolf!

Auch heute sollst Du einen lieben Gruß haben. Wie geht es Dir? Bist Du wohlauf? Und froh + zufrieden? Ist’s bei Euch auch so dunkel? Hier war es den ganzen Tag nicht hell. Heute Mittag schneite es. Aber alles ist schon wieder fort. Ich war heute in Köln, ziemlich Betrieb. Alle Einkäufe werden schon früh gemacht. Abends ist überhaupt kein Betrieb. Um 6 Uhr sind die Geschäfte geschlossen. Heute habe ich nun auch die letzten Einkäufe gemacht. Auch die letzten 2 Päckchen für Dich Aepfel + für Gerd das Päckchen sind heute abgegangen. Nun will ich Herrn Schmidke noch ein Päckchen schicken. Sein Bild liegt auch immer noch zu Hause. – Heute hörte ich bei Steimels daß der Otto Heim, Du kennst ihn ja, in Südfrankreich, im selben Ort, wo Heinr. Steimels liegt, an Blinddarmentzündung gestorben ist. Er hinterläßt eine Frau + ein ganz kleines Kind. Traurig, so vor Weihnachten. Frau Heinrichs erzählte mir heute, daß Franz-Josef wegen ganz besonderer Führung u.s.w. 15 Tage Urlaub bekommt. Er hätte ein besonderes Lob bekommen. Er ist auf Schreibstube in Herford. Ist auch schon befördert. Karl-Heinz Perger kommt auch schon wieder, obwohl er vor einigen Wochen erst hier war. Die haben alle mehr Glück als wir. Na laß man. Wir sind zufrieden, wie unser Herrgott es schickt! Mir selbst geht es gut! Ich freue mich, auf Dein Kommen. Von Sonntag an

werden wir dann wieder zu Hause sein. Anbei ist Marga’s Brief, interessierst Dich doch sicher dafür.

Nun gute Nacht, mein Junge, ich bin müde. Ich sende Dir viele herzliche Grüße + einen lieben Gruß
Deine
Mutter.