Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 26. November 1941

O.-U. den 26.XI.41

Meine liebe Mutter!

Heute früh, zurückgekommen von einer Nachtübung fand ich 2 Päckchen vor. Das Erste war von Dir! Am 3.XI. hast Du es weggeschickt. Vielen, vielen Dank für das schöne Buch, das mich besonders interessieren wird, weil es das moderne Norwegen behandelt, welches ich ja nun gut kenne und für die feinen, wirklich leckeren Plätzchen. Ich muß mich wundern, wie Du die noch so fein backen kannst. Aber nochmals muß ich Dir sagen und Dich bitten Dir nichts abzusparen. Ich kann doch nicht verlangen, daß Du Mangel leidest weil Du für Weihnachten Päckchen fertig machen willst. Ich bin kein Kind mehr, es ist eben Kriegsweihnachten, hoffen wir der letzte.

Das andere Päckchen schickte Herr Kirste mit freundlichen Weihnachtswünschen. Es enthielt Apothekerwaren und leckeres selbstgebackenes Zuckerzeug. Gestern erhielt ich bereits das Weihnachtspäckchen der Rheingold-Apotheke. Du siehst, man vergißt mich nicht. Es freut einen, wenn die Heimat an einen denkt.

Mir geht es fabelhaft! Ich bin sehr zufrieden. Auch wir werden wieder einmal das schönste Fest nach unserer Art feiern können. Auch wir werden noch schöne Stunden

verleben, wenn wieder Frieden ist und ich meiner zivilen Arbeit nachgehe.

Das Wetter ist das gleiche leider aber etwas nässer geworden. Ich sehe mich vor damit ich mich nicht erkälte.

Gestern hatten wir Gottesdienst, nach langer Zeit hörte ich eine Messe. Ich habe an Dich gedacht!

Morgen haben wir wieder Kinovorstellung, was es gibt, weiß ich nicht. Übrigens habe ich schon den Film „Ich klage an“ gesehen.

Im Augenblick bekomme reichlich Post, ich habe jetzt viel zu schreiben. Die Münchener Medizinische Wochenschrift habe ich bestellt. Man muß was tun um nicht stur und dümmer zu werden. Unser Kampf gilt im Augenblick dem Stumpfsinn, der Alles töten will. Man muß sich tatsächlich anstrengen um einigermaßen rege zu bleiben. Denkst Du mal an den Sobotta? Und nun Schluß! Nochmals vielen Dank für alles.

Frohen Gruß und Kuß
Dein großer Junge.