Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 24. Dezember 1939

Köln-Dellbrück, 24.12.1939.

Mein lieber, guter Junge!

Es ist Heiligabend. Ich bin fertig mit aller Arbeit + sitze nun hier und will ein bischen mit Dir plaudern. Daß heute den ganzen Tag meine Gedanken bei Dir waren, daß ich daran gedacht habe, wie Du wohl den Tag begehst, wie Du Vorbereitungen zum Fest triffst, kannst Du Dir denken! Nun heute Abend wirst Du wohl auch nach Hause denken. Wir sind wohl vereint in unseren Gedanken. Brücken der Liebe werden geschlagen zwischen Heimat + Front! Ja in besonderer Liebe gedenken wir derer, die für uns da draußen Wache halten. Hattet Ihr auch eine Weihnachtsfeier? Doch sicher. Auch hier die Soldaten! Ich war um 6 Uhr mit Oma + Elli + T. Fine + O. Georg beim Heinrich zur Bescherung. Die Kinder freuten sich sehr. Heinrich hatte die Stube zurechtgemacht, dann ein Wohnzimmerchen, dann einen Kaufladen, und nützliche Sachen. Ich habe ja Puppen für die Kinder. Eben war ich zu T. Stina + habe denen etwas gebracht, O. Ar. einen Cognac, T. St. Tassen + Teller, + Berta eine Wanduhr so ähnlich wie unsere! Sie freuten sich. Nun bin ich zu Hause. Ich habe mir 6 Compostteller gekauft, von T. Stina soll ich einen Schein bekommen, ich lege etwas zu, dann bekomme ich einen guten! Oma schickte mir einen Sessel, so wie wir die zwei haben. Also haben wir jetzt 3 Stück! Oma hat überhaupt viel geschenkt! Ich habe ein kleines Bäumchen im Nähzimmer stehen, die Krippenfiguren habe ich darunter aufgebaut ohne Stall. Ich hatte keinen Platz. Es ist ganz gemütlich. Wann ich die Kerzchen das erste

Mal anstecke, weiß ich noch nicht! Mein Soldat ist zur Weihnachtsfeier, er kommt aber, wie es scheint, erst spät zurück, es ist nämlich gleich 23 Uhr! Also heute Abend wird es nichts! Morgen früh gehe ich so Gott will zur Christmette, daran anschließend zur Oma für ein paar Stunden. Ich möchte dann nicht allein sein. Der Soldat schläft Sonntags bis 11 Uhr! Morgen kommen dann die Kinder. Darauf freue ich mich! Das ist schön! Ich habe Dein Bild ins Weihnachtszimmer gestellt vor einen Tannenstrauß. Auch ein Kerzchen zünde ich Dir an. Du sendest mir ja auch ein Lichtlein + ein Glöckchen auf Deiner Karte mit den lieben Weihnachtswünschen + Grüßen. Auch 2 Briefe erhielt ich, beide vom 17.12. Für alles vielen Dank! Also hast Du die Päckchen bekommen. War noch alles darin in Ordnung? Hat’s geschmeckt? Hattest Du auch noch etwas für die Feiertage? – Nun bin ich aber gespannt, ob es mit der Beurlaubung etwas gibt! Hast Du schon etwas gehört? Wohl kaum! Hoffentlich geht es gut!

Nun mein Junge mache ich Schluß. Ich werde morgen früh in der Christmette an Dich ganz besonders denken. Ich wünsche Dir, daß Du schöne, frohe Festtage verlebst und sende Dir in alter Liebe Grüße + Küsse
Deine Mutter!